Nun häufen sich bereits die Nachfragen, weswegen ich seit 27. Jänner keinen „Brief gegen Gewalt“ mehr geschrieben habe – und das will ich gerne erklären: Es war keine Erholungspause, wie im Sinne von work life balance vermutet wurde, sondern ich habe einen 5-Jahres Bericht über ein ehrenamtliches Projekt von mir (das leider nicht die Unterstützung gefunden hatte, die es nicht nur meiner Meinung nach verdient hätte) verfasst. Dazu musste ich alle immer wieder verbesserten Konzepte, Korrespondenzen und Notizen sichten und bewerten – was nehme ich hinein – was passt nicht in eine Veröffentlichung. Und dann musste ich alles schreiben, verbessern … war halt viel Arbeit. Und dann habe ich ihn an meine Stakeholder verteilt – damit sie wissen, woran es gemangelt hat, dass mein (und ich betone nochmals: ehrenamtliches!) Projekt zur Belebung des ländlichen Raums – die ja immer wieder gefordert wird – nicht gefördert wurde.
Ich stelle den Bericht – Titel „Vom Huhn, das goldene Eier legen wollte“ – nachfolgend unter „Projekte“ auf meine Firmenhomepage www.salutogenese.or.at.
Ich bin aber nicht böse, dass die vielfach mögliche Wertschöpfung in diesem Projekt nicht erkannt wurde – erstens bin ich so viel Ideenklau gewöhnt, dass es mich freuen würde, wenn Teile davon doch noch verwirklicht würden – vor allem, weil ich mein Fachwissen noch gerne weiter geben würde, solange ich noch lebe.
Zweitens, weil das andauernde Antichambrieren bei möglichen Ratgebern wie auch Förderern zeitaufwändig war – und Zeit ist in meinem hohen Alter kostbar. Ich verliere täglich sehr viel Zeit, die zahlreichen „Freundschaftsanfragen“ aus Facebook dubioser angeblicher Ärzte, Piloten und anderer Pseudo-Alpha-Männer aus fernen Landen zu löschen – aber auch die für mich uninteressanten, daher unnötig Platz und Zeit raubenden, Benachrichtigungen über Urlaube, Wanderungen und Städtetourismus von sehr, sehr weit entfernten oder gar nicht Bekannten. Ich teile dies dem Bereich „work“ zu – meinen Sozialstudien, die mir zeigen, wer sich wie präsentieren will. So wird es wieder bisserl interessant.
Work life balance bedeutet nämlich nicht, wie beispielsweise der von mir sehr geschätzte Arbeitsrechtprofessor Wolfgang Mazal betont, dass Leute glauben, man könnte oder müsste Leben in Bereiche aufteilen. Im Gegenteil: Sie bedeutet nur, die wesentlichen, das Leben lebenswert machenden, Engagements nicht allein im Beruf abzudecken, sondern außerhalb.
Diese 7 Engagements sind: a) soziale Beziehungen, b) etwas / jemand zu lieben, c) etwas für den Körper zu tun, d) etwas für die Bildung, e) Kultur zu produzieren / konsumieren, f) etwas für die eigene Spiritualität zu tun und g) der berufliche oder ehrenamtliche Einsatz für die Gesellschaft … Also nicht: Ich muss eh dauern mit Kunden kommunizieren – ich hab eh genug Freundschaften im Beruf – ich bin eh dauernd auf den Beinen – wir haben eh berufsinterne Fortbildungen – wir haben eh Firmenfeiern mit Musik und Tanz – wir müssen eh von der Firma aus zu Gottesdiensten (oder in Meditationsgruppen, Überlebenstrainings etc.) – und was dann als Zeitresterl übrig bleibt, dient ödem Leerlauf.
Daher heißt die Aufforderung: Überprüfen, was bzw. wer die work life balance schmälert – und was „redimensioniert“ gehört. Die beginnende Fastenzeit wäre da wohl ein passender Anstoß.