Da las ich am 20. April spätnachts in meiner Facebook-Echokammer ein Posting des (seit dem Vorjahr – vorher nur niederösterreichischen) österreichischen Volkshilfepräsidenten Ewald Sacher (vorher zeitweilig Nationalratsabgeordneter bzw. NÖ Landtagspräsident), lautend: „Die Regierungsmitglieder spenden je ein Monatsgehalt. Ok, nett. Wir werden sehen an welche Organisationen. Aber wo bleibt das Mitgefühl mit jenen Hunderttausenden, denen man eine faire Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 70 % verweigert, wie es wir von der Volkshilfe gefordert haben? Faire Mindestsicherung, Notstandshilfe. Hat sie kein Gespür dafür, was nur ein, zwei Hunderter bei plötzlicher Arbeitslosigkeit und Not bedeuten?“, und ich habe dazu meine Frage gepostet, was er den spendet, und damit er es nicht als höhnisch missinterpretiert, habe ich in Klammer „als Orientierung“ dazu gestellt – und dann habe ich heute auf eine Antwort gespannt nachgeschaut und dieser mein „Kommentar“ war weg. Also hab ich ihn in etwa gleichlautend nochmals geschrieben. Und er war dann auch wieder weg.
Das hat mich an die stalinistischen Zensuren erinnert, wo dann plötzlich Trotzki auf den Fotos wegretuschiert war … oder Angela Merkel in Israel von einem Staatbesuchsfoto gelöscht wurde (allerdings in einer ultraorthodoxen Zeitung https://www.spiegel.de/consent-a-?targetUrl=https%3A%2F%2Fwww.spiegel.de%2Fpolitik%2Fausland%2Ftrauer-in-paris-israelische-zeitung-manipuliert-merkel-aus-foto-a-1012732.html&ref=https%3A%2F%2Fwww.google.at%2F).
Mich beschäftigen die Fragen der Fairness seit gut fünfzig Jahren – bin ja auch andauernd damit beruflich konfrontiert. (Ich muss ja auch selbst immer genau überlegen, welche Beträge ich von dem geringen frei verfügbaren Rest meiner Pension spenden kann.) Ich finde die finanziellen Solidaritätsgesten der ÖVP-SpitzenpolitikerInnen nicht bloß „nett“ sondern selbstverständlich und erwarte so etwas auch von denen der anderen Parteien, in entsprechender Relation. Aber aus der Reaktion muss ich schließen, dass diese sich da verweigern (wie der deutsche Arsenal-Fußballprofi, Namen nicht gemerkt). Ich weiß schon – in Österreich ist es im Gegensatz zu den USA unfein, über sein Einkommen zu sprechen – daher blühen die Phantasien und der Neid. Andererseits fehlt das volkswirtschaftliche Wissen über den Aufbau des Staates und des Staatshaushalts – leider auch bei vielen Abgeordneten. Sie fordern wie kleine Kinder von den „Eltern“ = der Regierung, dass sie alles bezahlen, was sich die „Kleinen“ wünschen ohne wissen zu wollen, wie konkret das finanziert werden soll.
Ich meine: Diese Transparenz ist bei allen einzufordern – aber nicht im Sinne eines Permanentwahlkampfs, sondern im Sinne einer Förderung des mündigen Bürgers, damit dieser bei Restriktionen mitdenken und möglicherweise sogar Lösungen finden kann (s. Ivan Illich, „Entmündigung durch Experten“ und James Surowiecki, „Die Weisheit der Vielen“!)
Quasi paranoide Reaktionen auf schlichte ehrliche Fragen aber zu verNICHTen, ist typische Tyrannenart und einer demokratischen Partei wie auch ihrer Vorfeld-Kampftruppen unwürdig.