Die Bundesregierung hat sich laut Kronenzeitung geeinigt, die Strafdrohungen für den Besitz von Darstellungen sexueller Gewalt an Minderjährigen (§ 207a stellt auf Minderjährige, d. h. unter 18 Jahren ab!) auf 5 Jahre Haft zu erhöhen (Fall Teichtmeister – Regierung einig: Härtere Strafen für Kinderpornos | krone.at).
Ich empfinde das als reinen Populismus – oder Unwissenheit. Die derzeitigen Strafmöglichkeiten sind wohlüberlegt und treffsicher – vor allem, weil sie auf Bewusstseinsbildung und Rehabilitation zielen.
Wie ich in meinem Buch „Das Schweigen der Hirten“ (edition roesner 2022) ausführlich unter dem Kriterium erwartbarer Therapie-Erfolge dargelegt habe, unterscheide ich bei Pädophilen (als einer Untergruppe der einschlägig Straffälligen – die anderen heißen bei mir Pädosexuelle, die geschlechtliche Handlungen anstreben, und Pädokriminelle, die nur finanzielle Interessen haben, freiwillige oder erzwungene Vermischungen dieser Gruppen müssen gesondert diagnostiziert werden) zwischen Unaufgeklärten, Verbitterten und Sadisten.
Meine Erfahrung aus gut 50 Jahren Beratung und Psychotherapie ist, dass bei „Unaufgeklärten“ oft eine umfassende Aufklärung samt Anleitung zur Selbststeuerung genügt, um problematisches Verhalten zu verändern. „Verbitterte“ (z. B. Antisoziale, „Neurotische“ – d. h. Personen mit einst geprägten Neurosignaturen, welche man verändern kann, dazu zählen auch Traumafolgen) brauchen Therapie, aber bei den „Sadisten“ wäre das aufwändig und nicht erfolgversprechend – vor allem weil hier oft ein dominantes Selbstbild Einsicht und Verantwortung verhindert. Da muss man sich erst etwas mehr als nur Strafe überlegen. Die Diskussion fehlt bislang.
Was nämlich vergessen bzw. verdrängt wird: Einerseits finden sich die meisten „Hersteller“ dieser Bildwerke in der Familie – Väter, Onkel, auch halbwüchsige Brüder. Geht ja leicht mit den heute allgegenwärtigen Handy- oder anderen Kameras. Ich kann mich an einen „Beratungs-Fall“ eines Kollegen erinnern, bei dem die Mutter Hilfe suchte, wie sie mit der Entdeckung umgehen solle, dass ihr Mann „schweinische Fotos“ seiner Tochter gemacht habe. Der Mann war von Beruf Schulbusfahrer.
Ich kann mich aber auch an den mehr oder weniger erfolglosen Kampf des Wiener Journalisten Alexander Haide (Autor des Buches „Stoppt die Kinderschänder!“, Verlag Kleindienst 2003, an dem ich auch mitgeschrieben habe) gegen FKK-Hefte wie „Sonnenfreunde“ etc. erinnern, in denen grenzwertige Fotos von Kindern und Jugendlichen publiziert wurden.
Was auch vergessen wird: Die „harten“ sexualisierten Darstellungen von Kindern stammen aus dem Ostblock sowie Südostasien und Südamerika, die „weicheren“ eher aus dem sogenannten Westen; Kriminalisten kennen oft schon die Kinder und Halbwüchsigen und die Räume, in denen aufgenommen wurde, und sie diagnostizieren, aus welchen arg armen Sozialschichten sie stammen … beispielsweise an den Flohbissen an den Beinen. Es sollte unnötig werden, dass Eltern auf diese Weise die Existenz der Familie sichern müssen.
Verbieten hilft gar nicht. Nur genau hinschauen hilft. Und dann Hilfsprojekte entwickeln, wie klein die auch sein mögen. Deswegen ist es wichtig, dort die Sozialarbeit mit Kindern zu forcieren – damit man die Schäden reparieren kann.