Heute, am Vorabend des Internationalen Frauentags, nach tagelangen medialen Jubelberichten von „mächtigen alten Männern“ (selbstbezogene Wortschöpfung des Altabgeordneten Peter Pilz), wie sehr sie starke Frauen, nämlich ihre Mütter! schätzten – bei Kolleginnen lässt diese Wertschätzung noch immer auf sich warten – lesen wir, dass es leider, leider keine rechtliche Handhabe (wie bei andere Straftaten „gegen die sexuelle Selbstbestimmung“) gegen den 27jährigen Fußballtrainer gäbe, der mit dem Handy in seiner scheinbar „zufällig“ in der Umkleidekabine hängengebliebenen Jacke seine Trainees nackt filmte, natürlich „nur für den Eigengebrauch“ (Kurier, 06. März 2019, Seite 18).
Vorwärts in die Vergangenheit!, drängt sich mir die bittere Feststellung auf: In die 1950er Jahre nämlich, als schwitzhändige Jugendliche noch durch Schlüssellöcher lugten, um Frauen bei der Körperwäsche zu beobachten.
Das sollte doch heute längst verschwunden sein, 50 Jahre nach der (aus meiner Sicht „dritten“ – siehe mein Buch „Sexuelle Reformation“, LIT Verlag, Münster) sexuellen Revolution! (Derzeit sehe ich uns in der „vierten“, der kommerziellen!) Damals wurde Sexualunterdrückung als das enttarnt, was sie ist, nämlich mentale Gewalt, … oder aber ernst zu nehmendes Anzeichen einer Störung der individuellen psychosexuellen Entwicklung und daher behandlungsbedürftig. In letzterem Fall wäre man für alle Tätigkeiten in Bildungs-, Gesundheits- und Sozialberufen ungeeignet, solange diese Eigenheit besteht.
Was aber fehlt, ist wie so oft der Blick auf die leibseelischgeistigen Folgen für die betroffenen Kickerinnen – die, wie s. o. berichtet „seit dem Vorfall unter psychischen Problemen leiden“. Jetzt hat sich endlich die Erkenntnis durchgesetzt, wie sehr Einbruchsopfer unter dem Verlust des Sicherheitsempfindens leiden und dass dies als Traumatisierung, daher krankheitswertig zu betrachten ist.
Ja verstehen denn die „mächtigen alten Männer“, die Gesetze machen und anwenden, nicht, was es für einen Menschen bedeutet, wenn sein soziales Geborgenheitsgefühl massiv zerstört wird?
Muss es erst die eigene Tochter betreffen, dass sie „hautnah“ erkennen, dass der läppische Verteidigungsspruch „Ich hab‘ dir eh nichts weg geschaut!“ eine Verkehrung ins Gegenteil ist: Es wurde zwar nichts weggeschaut, dafür aber weggenommen – Sicherheit und Selbstachtung (ein wichtiger Gesundheitsfaktor!) – und es wurde etwas „angetan“: Machtmissbrauch und Demütigung und dazu noch das langwährende Bewusstsein der „Gegenwart eines unsichtbaren Gegners“, der (s)einen geheimen Triumphsieg über Frauen feiert (besonders, wenn sie in sein Revier „eindringen“ – sowas wird ja nur Männern zugestanden), indem er sie in ihrer Ganzheit als Person auf das Detail des „verfügbaren“ Sexualobjekts herabmindert.
Wann endlich wird psychosoziale Gewalt als das benannt und behandelt, was sie tatsächlich (und zwischenzeitlich nachweisbar!) ist:
Eine massive Gesundheitsschädigung!