„Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über“ lautet ein Sprichwort, dessen Quelle sich eigentlich im Neuen Testament – Lukas 6, 45 – findet, nur hat Martin Luther das griechische „aus dem Überfluss des Herzens spricht der Mund“ alltagstauglich eingedeutscht. Allerdings geht der Mund nicht nur aus Herzenswärme über, sondern oft auch aus Unterleibshitzen, wie beim Tiroler SPÖ-Vorsitzenden Georg Dornauer (* 1983), der seinen „Sager“, er wolle sich die kranke Grün-Landesrätin Gabriele Fischer (* 1968) „nicht in der Horizontalen vorstellen“ als ganz unschuldig und gar nicht-sexistisch camouflieren will. Dabei sagt der Satz ja schon, dass er sie sich so vorgestellt hat … und die Verwendung des Wortes „will“ entschlüsselt tiefenpsychologisch, dass ihm dieses geistige Bild offenbar zu oft in den Sinn gekommen ist … Aber vielleicht hat Dornauer auch „nur“ einen ageistischen Mutterkomplex? (Ageismus ist die Diskriminierung eines Menschen auf Grund seines Alters.) Dann ist der Sager aber doppelt sexistisch …
In irgendeinem meiner NLP-Lehrbücher wird auf die Sprachfinte hingewiesen, einem Feind gegenüber zu sagen: „Ich könnte mich ja vor Sie hinstellen und sagen, Sie sind dasgrößte XYZ, das mir je untergekommen ist – aber das tue ich nicht, weil ich Sie ja als ABC (da kommt dann eine falsche Schmeichelei, vielleicht auch was sachlich Korrektes) schätze …“ Der direkte Pfeil aus Wortgebilde und Atem kommt jedenfalls an und verletzt – außer der Andere kennt diesen Trick schon und kontert lachend: „Wie gut, dass Ihnen diese Worte so gar nicht über die Lippen wollten!“
Herr Dornauer disqualifiziert sich selbst – als Volksvertreter (der um Frauen vertreten zu können, wissen sollte, was die Wertschätzung von Frauen behindert und deren Gesundheit schädigt – Spott beispielsweise, auch wenn man(n) wähnt, einen guten Witz gemacht zu haben …), als einer, der das Programm seiner Partei (keine Gewalt gegen Frauen!) zumindest öffentlich mittragen müsste und offensichtlich nicht einmal weiß, dass wir uns in den jährlichen 10 Tagen gegen Gewalt an Frauen befinden, und als einer, der ja u. a. auch immer wieder beweisen muss, dass er diplomatisch (mediatorisch) Verhandlungen führen kann, egal ob es den Last-Verkehr über den Brenner betrifft oder sprachlichen Verkehr zwischen den Generationen, Geschlechtern oder Gewissenkämpfern. Hans Niessl sagt zu den Rücktrittsaufforderungen, Dornauer verdiene eine „zweite Chance“. Das nenne ich ironisch „echte“ Männersolidarität – einig, nur keine Fehler zuzugeben! Ist ja nicht so arg … die Wortwahl vielleicht nicht, der Geist dahinter aber schon!
Durch Schonung lernt niemand, Verbesserungsbedarf bei sich selbst zu erkennen und Verantwortung zu übernehmen. Wenn jemand kurz nachdem er den Führerschein bekommen hat, einen krassen Unfall produziert, wird ihm der „Schein“ (im Doppelsinn des Wortes) auch auf Zeit entzogen. Die Entzugs-Erscheinungen wird er halt durchstehen müssen.
Alle Tiroler Parteitagsdelegierten, die jetzt vielleicht überlegen, die „Spaß-verderbenden“ Spitzenfrauen der SPÖ demonstrativ am Parteitag zu streichen, bitte ich zu überlegen: Wie würden sie empfinden, wenn so eine Bett-Assoziation die Tochter, die Schwester, die Ehefrau oder die Mutter beträfe?