Diese, die 39. Woche des Jahres 2022, steht wohl im Scheinwerferlicht der verkörperten Frauenverachtung:
Zuerst die Tötung einer 23jährigen Rumänin, zuerst als Escort-Dame (Kurier, 27.09.2022, Seite 19), dann als Prostituierte (s. u. Salzburger Nachrichten) bezeichnet – was ist der Informationswert, wie sie Geld verdienen musste? Eine meiner erfolgreichsten Lebensberatungs-Studentinnen, auch Rumänin, von Beruf in ihrer Heimat ausgebildete Sozialpädagogin, konnte nach ihrer Flucht in Österreich mangels anderer Arbeitsbewilligung nur im Bordell arbeiten. (Zwischenzeitlich hat sie sogar ein Uni-Studium abgeschlossen.)
Es reicht doch: Eine Frau wurde ermordet.
Aber der mutmaßliche Täter wird als „Freier“ bezeichnet (Salzburger Nachrichten, 27.09.2022, Seite 17). Auch hier hätte „vermuteter Mörder“ genügt.
Und dann der Prozess gegen die drei jungen Afghanen, die jetzt nach mehr als einem Jahr wegen Vergewaltigung mit Todesfolge einer 13jährigen vor Gericht stehen – nachdem sie ihr eine Überdosis Ecstasy verabreicht hatten. Und die Tote als „Schlampe“ (Fall Leonie: Angeklagter gesteht nicht, aber fühlt sich „schuldig“ | PULS 24) verunglimpfen; aus meiner Sicht ein Teenager, der naiv seine ersten Schritte auf einem vermeintlichen Parkett von sozialer Zugehörigkeit macht.
Und dann bekam ich heute folgenden Text zugemailt:
Frauenhass ist ein Geschäftsmodell
Welche Folgen dies haben kann, zeigt der Fall von Andrew Tate, der sich nach Angaben der «Washington Post» selber als Frauenhasser bezeichnet. Frauen sind das Eigentum des Mannes und gehören ins Haus. An sexueller Gewalt sind sie grundsätzlich mitschuldig. In Videos zeigt er, wie er eine Frau schlagen würde. Mit seinen frauenverachtenden Posts erreichte Tate nach Angaben des «Guardian» zuletzt fast 5 Millionen Follower auf Facebook und Instagram und über 10 Milliarden Klicks. Damit verdienten der 35-Jährige und die Social-Media-Plattformen viel Geld.
Erst kürzlich hat der Meta-Konzern seine Profile auf Instagram und Facebook gelöscht. Er habe gegen die Nutzungsbestimmungen verstossen. TikTok löschte sein Profil ein paar Tage später. Twitter hatte Tate schon 2016 gesperrt, nachdem er getwittert hatte, dass Frauen für eine Vergewaltigung mitverantwortlich seien. Dass er auf Instagram, Facebook und TikTok erst jetzt gesperrt wurde, zeigt, dass den Verantwortlichen der Social-Media-Plattformen das Ausmass und die Folgen des Frauenhasses nicht bewusst sind und sie eine Geldquelle nicht versiegen lassen wollten.
Der komplette Text findet sich auf Der Genderstern ist der falsche Aufreger – FrauenSicht.
Mut ist aus meiner Sicht ein Prozess, die Angst vor Negativfolgen – z. B. von einem oder mehreren Männern zu Tode geprügelt zu werden – zu überwinden. Das habe ich ausführlich in meinem Buch „Mut“ (Amalthea 2016) erläutert (und Richard David Precht hat mich damals in der Sendung „Stöckl“ darin bestätigt – danke!).
Wir brauchen die Bestätigung anderer, vor allem auch Männer, die sich nicht mit Mördern solidarisch fühlen und benehmen wollen. Warum schweigen sie und treten nicht zustimmend an die Seite der Frauen, die mutig genug sind zu protestieren, wenn sich manche Männer zu Herren über Leben und Tod erhöhen? Die nicht erkennen, was ihnen alles an Wissen, Können, Anstand und Ehre fehlt, um freies Mitglied einer freien Gesellschaft sein zu dürfen? Deswegen sind sie ja in die freie Welt geflüchtet – oder nur um in der Heimat Haftstrafen zu entgehen?
Oder die nicht erkennen, dass sie schwer psychisch krank sind und sich dringend um Heilung ihrer leibseelischgeistigen Gesundheit bemühen sollten? Wo sind die Männer, die den Mut haben, diese Tyrannen vom hohen Thron herabzuholen? Muss es erst ihre eigenen Töchter, Frauen, Mütter treffen, dass sie erkennen, dass Menschlichkeit nicht darin besteht, Erschreckendes zu verharmlosen.
Ich zitiere Ingeborg Bachmann: Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar!