Gewalt gibt es nicht nur von außen – Gewalt kann man sich auch selbst zufügen. Ein klassisches Beispiel sind die vielen kleinen Selbstverstümmelungen Jugendlicher: Man soll auf den Schulball gehen und flippt herum – und zur Beruhigung drückt man an der eigenen Haut herum oder schneidet sich selbst die Haare … und sieht dann erbärmlich aus. Man hat die innere Spannung statt nach außen nach innen gelenkt – und sich vielleicht einen Grund verschafft, den Angsttermin zu canceln.
Das Wesentliche im Selbstschutz gegen Autoaggressionen besteht in der Wahrnehmung, was sich augenblicklich innerlich abspielt, und der Selbsterforschung, welche alternativen Möglichkeiten des Spannungsabbaus es denn gäbe. Es gibt immer mehr, als man üblicherweise denkt, daher ist Phantasie angesagt – oder Ehrlichkeit: Es ist keine Schande, im Konfliktfall zu sich zu halten und nicht zu den anderen.
Aus diesen Überlegungen habe ich mich in den letzten extrem arbeitsintensiven Wochen entschieden, mich nicht in eine Erschöpfungsdepression hineinzuarbeiten, sondern immer dann Erholungspausen einzulegen, wenn ich gemerkt habe, dass ich in die Übermüdung gleite – und in meiner Prioritäten-Liste kommen immer meine KlientInnen zuerst und alles, wofür ich terminisiert bin. („pacta sunt servanda“ – „Verträge sind einzuhalten“ lernen wir JuristInnen bereits in den ersten Vorlesungen in Römischem Recht!) Bei den „Briefen gegen Gewalt“ bin ich das nicht – also erlaube ich mir, mein selbstgestelltes Plansoll „nachzuarbeiten“ – wenn ich mit meinem nächsten Buch („Lieben!“ – erscheint am 1. Oktober), dessen Manuskript-Abgabe-Termin vorverlegt wurde – fertig bin. Ich will nicht gegen mich selbst gewalttätig sein!
Übrigens: Übermüdet Autofahren entspricht beispielweise einer 1,8-Promille-Alkoholvergiftung!
Ich bitte daher um Verständnis, wenn unmittelbar nacheinander ein paar „Briefe“ erscheinen und dann wieder eine Pause entsteht …