Und wieder ein Massenmord an Schüler:innen in den USA („Amerika und sein Waffen-Elend“, Kurier, 26.05.2022, S. 3; Amerika und sein Waffen-Elend | Kurier (genios.de) ), und wieder Kritik an den Republikanern als Fürsprechern der Waffenlobby (National Rifle Association, NRA) … und wieder Ruf nach strengeren Waffengesetzen … dafür aber Waffenverbotskontrollen morgen (27.05.) bei deren Jahrestagung der NRA in Houston (Texas) damit dort nichts passiert.
Viele Angehörige der psychiatrisch-psychotherapeutischen Berufsstände, nicht nur ich, verweisen seit langem darauf hin, dass sich das „wirk“-liche „Waffenarsenal“ im menschlichen Gehirn befindet und dass die „Aufrüstung“ schon lange vor der Ver“wirk“lichung der mörderischen Phantasien bemerkbar wäre … man müsste halt wahr-nehmen und deeskalierend reagieren. Ich habe in in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends zu Gewalt im schulischen Bereich geforscht und meinem multidisziplinären Stil entsprechend mit Opfern wie auch potenziellen Tätern gesprochen. In meinem Buch „Feindbild Lehrer?“ (aaptos Verlag 2009, bestellbar bei mir) gibt es mehrere Beiträge – Titel eines von mir dazu – zum „Phänomen School-Shooting – Ätiologie und Prävention“.
Die Ätiologie – die Entstehungsgeschichte – verweist deutlich auf Demütigungen und Anfeindungen von Außenseitern, in der Familie wie auch in der Schulgemeinde (oder am Arbeitsplatz, wie das aktuelle Beispiel im o. a. geführten Bericht aufweist), und klägliche (meist aber klagbare) Versuche von Wiederherstellung der beschädigten Selbstachtung à la: „Denen werde ich es zeigen!“
Die Alltagspsychologie sagt undifferenziert Rache dazu.
Aber Rache entsteht aus dem Bedürfnis nach Herstellung von Gerechtigkeit nach Ungerechtigkeiten – und dort gilt es anzusetzen: Eltern, Lehrkräften, Vorgesetzten in der Arbeitswelt demütigungsverzichtende Formen der Kritik – nämlich „Verbesserungsmöglichkeiten“ in respektvoller Form – nahezubringen.
In dem von mir an der Donau Universität implementierten Masterstudium PROvokativpädagogik (nicht zu verwechseln mit der „Mogelpackung“ Provokationspädagogik, die meine Nachfolgerschaft mangels Kenntnis der konkreten „Technik“ – vom griechischen „techné“, Kunst – angeboten haben, denn die kann man nämlich nicht aus meinem gleichnamigen Buch (bestellbar bei mir) lernen, sondern nur direkt bei mir! Mehr Infos auf Anfrage) wurden die Studierenden mit all den Bausteinen vertraut gemacht, die man benötigt, um solchen Deeskalationen zuvorzukommen.
Mein Ansatz war dabei: So wie beim Klavierspielen die rechte Hand die Melodie intoniert und die linke zumeist den Rhythmus, kann die Lehrkraft „mit rechts“ den Lehrinhalt und mit „links“ die Beziehung gestalten – aber dazu braucht sie mehr Wissen und Können als nur guten Willen. Der Unterrichts- wie auch Karriere-Erfolg der Absolvent:innen der noch von mir geleiteten Studiengänge beweist die Effizienz meiner „Schöpfung“.
Auf Grund dieser, wie auch jahrzehntelangen Supervisionserfahrungen, halte ich nichts (mehr, früher schon) vom Einsatz von Schulpsycholog:innen oder Schulsozialarbeiter:innen in ihrem derzeitigen Ausbildungsstand quasi als Korrektiv für überforderte Lehrkräfte oder Eltern (Schulwarte mitgemeint). Das kostet nur Zeit und Geld und stigmatisiert nochmals die ohnedies bereits Stigmatisierten – auch wenn es einen gut gemeinten ersten Schritt in die richtige Richtung darstellt. Ich halte viel von „Train the Trainer“ für diejenigen, die Lehrkräfte ausbilden und von einschlägigen Angeboten in den audiovisuellen Medien.
Und ich halte nichts von Dornröschen-Strategien à la „alle Spindeln im Land verbieten“ – oder die Berichterstattungen darüber. Die „Spindeln“ – Waffen wie auch filmische Vorbilder (heute gibt es im ORF wieder „Spiel mir das Lied vom Tod“) – sind da, und sie bieten Identifikationsangebote für Opfer-Täter-Umkehr.