Kalifornien, Griechenland, sogar Schweden: Überall toben Waldbrände, und möglicherweise löst die optische Berichterstattung im Fernsehen bei manchen Menschen geistige Bilder aus, die Macht des Feuers in sich selbst zu spüren.
Feuer gibt es in vielerlei Gestalt: als Sonne lebensspendend wie auch versengend, als Kaminfeuer wohltuend wärmend wie auch verrußend oder gar vergiftend. Ähnliche Reaktionen gibt es auch beim „inneren Feuer“: Es kann motivierend oder inspirierend wirken – aber auch in Wahnsinn oder Kriminalität führen.
Brandstiftung umfasst viele unterschiedliche Aspekte. Erst der Einzelfall zeigt den Auslösereiz – meist ein schwaches Selbstbewusstsein, das nach Aufmerksamkeit und Wertschätzung strebt (mit oder ohne Rachegedanken), das Ziel – sich mächtig fühlen (und sei es nur für den Augenblick), und die beabsichtigten oder unbedachten Folgen (an Personen- und Sachschaden). Reine Freude am Lodern ist selten – deshalb wird sie an Zeit und Raum gebunden und in traditioneller Volkskultur in „geordnete Bahnen“ gelenkt (vergleichbar den gelockerten Sitten im Karneval). Sie kann aber auch Begleiterscheinung einer schweren psychischen Störung sein, dann nämlich, wenn hinter der antisozialen Desorientierung ungezähmte rohe Gewalt erkennbar wird.
Man kann prosoziales – die Gemeinschaft besonders förderndes, soziales – die Gemeinschaft und ihre Spielregeln respektierendes, asoziales – die Gemeinschaft ignorierendes („die sind mir wurscht“) und antisoziales – die Gemeinschaft bewusst schädigendes Verhalten („keine Freude sollen die mit mir haben“) – unterscheiden. Jede dieser Verhaltensweise hat ihre Historie und ist über lange Zeit hindurch entstanden und kann in Krisensituationen verschwinden bzw. auftauchen. Je mehr (vor allem auch mediale) Vor-Bilder man hat, desto eher wird solch ein Modell unbewusst „nachgespielt“.
Ein wesentlicher Bestandteil ist daher die Impulskontrolle – aber diese setzt Selbst-Bewusstheit voraus: Zu erkennen, in welche Richtung sich die eigene Stimmung gerade zu verändern beginnt. Dann erst kann man bedenken – denken! – wie man sich weiterhin verhalten will, denn es gibt immer mehr Möglichkeiten, als nur eine.
Wenn man innerlich „brennt“ – sei es auch nagende Frustration, Rache, Hass – oder umgekehrt erkaltet und daher „außen“ Feuer sucht – kann man sich für sich allein zu entspannen suchen (und dafür gibt es viele Methoden, die man eigentlich schon im Turnunterricht lernen sollte – nicht nur das „Ausschütteln“!) oder zur psychischen „Abkühlung“ die Kälte suchen, oder sich bei jemand „aus-reden“. Aber wenn einem das niemand sagt, und wenn man es nicht vorbildhaft in Film oder Fernsehen sieht, weiß man es nicht.