In der ZiB 2 am Sonntag, dem 19. April 2020 wurde Altbundespräsident sowie Altnationalratspräsident Heinz Fischer (* 1938) – im kaum ausgeübten Zivilberuf Universitätsprofessor für Verfassungsrecht – von Martin Thür (* 1982) zu der Frage der Verfassungsmäßigkeit der Einschränkungen anlässlich der Corona-Epidemie befragt und gab wie gewohnt sehr diplomatische Antworten. (https://tvthek.orf.at/profile/ZIB-2-am-Sonntag/13890057/ZIB-2-am-Sonntag/14048782/Ex-Bundespraesident-Fischer-ueber-Demokratie-und-Verfassung/14682856?meta=suggestion&query=fischer&pos=4)

Doch dann kam die Rede auf die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986 und dass man sich damals auch die Frage gestellt hätte, ob man den Aufmarsch zum 1. Mai absagen sollte und er sagte – ich glaubte, ich höre nicht recht – dass man diesen abgesagt habe.

Das ist unwahr.

Eben dass er nicht abgesagt worden war, war für mich der primäre Grund, dass ich 1987 nicht mehr für den Wiener Gemeinderat (und Favoritner Bezirksrat) kandidiert habe. Ich bin damals nämlich mitgegangen – ich weiß es noch genau: Es war ein Donnerstag, und mein Ehemann – der Pressereferent des Wiener Umweltstadtrats war, wollte nicht, dass ich gehe und schon gar nicht unsere Söhne (damals im 14. und 12. Lebensjahr), aber pflichtbewusst wie ich immer war, ließ ich mich nicht abhalten. Das vor allem auch deswegen, weil ich zu dieser Zeit als Vertreterin des Freien Wirtschaftsverbandes die Berufsgruppe der Psychologischen Berater – heute Lebens- und Sozialberater – gegründet hatte und als deren Vorsitzende für die Beibehaltung dieser Berufsbezeichnung kämpfte (was damals leider erfolglos blieb) – und daher auf Unterstützung übergeordneter Politiker hoffte. Ich hatte damals einen roten Lackledermantel an, denn es regnete. Und es roch komisch.

Diesen Mantel habe ich danach nie wieder angezogen, sondern irgendwann entsorgt (er roch nämlich danach auch komisch).

Eine Woche später erzählte mein Ehemann am Mittagstisch, dass der Umweltstadtrat – zugleich Vorsitzender der Favoritner SPÖ, deren Mandatarin ich war, sehr wohl gewusst hatte, dass die Umweltwerte bedenklich waren … Aber der Mai-Aufmarsch fand statt wie geplant.

Ich absolvierte – bereits ausgebildete Freudianische Psychoanalytikerin – damals noch eine Jungianische Psychoanalyse; mein Analytiker war vom Grundberuf Tierarzt und noch mit der Veterinärmedizinischen Universität in Verbindung. Als ich ihm meine Empörung, dass der Mai-Aufmarsch nicht abgesagt worden war, berichtete, erzählte er mir, dass zu der Zeit viele frei laufende Katzen stürben – an radioaktiver Vergiftung: Die reinlichtkeitsbewussten Tiere hätten ja weiterhin unentwegt ihr Fell geleckt.

Martin Thür war damals 6 Jahre alt – er konnte das nicht wissen. Heinz Fischer ist heute im 82. Lebensjahr – da kann man schon mancherlei vergessen … oder sich irren. Als vom Erstberuf Juristin pflege ich eine Agenda zu führen, was ich wann wo gemacht habe – als Gedächtnisstütze und Nachweis.