Jetzt haben wir also seit gestern – 3 Tage nach den offiziellen Begräbnisfeierlichkeiten für die allzu früh verstorbene Sabine Oberhauser – wieder eine Gesundheits- und Frauenministerin und eine, wie man sich besser keine wünschen könnte: Nach der Klassifikation des ehemaligen französischen Europa-Abgeordneten R. G. Schwartzenberg in seinem Buch „Politik als Showgeschäft“ (s. auch mein Buch „Heilkraft Humor“) eine ausgewiesene „Technokratin“, die die „Gläserne Decke“ durchstoßen hat, aber auch „Mutter“ und sogar „Heldin“ (der Wissenschaft) und verheiratet ist sie auch, also hat sie sogar ein bisschen was von „Frau aus dem Volke“.
Was besonders gut tut: Sie hatte ihre Karriere unabhängig von ihrem Ehemann gemacht – denn zur Sektionschefin im Gesundheitsministerium wird niemand nur weil der Ehemann Kabinettschef beim Kanzleramtsminister ist … eher umgekehrt. Das freut mein feministisches Herz – denn in der Zeit, als ich Mandatarin der SPÖ war, hörte ich immer wieder in den Gremien: „Die können wir nicht nehmen, weil ihr Mann ist doch schon …“ und „Wer weiß, was die zwei dann daheim konspirieren“ und „Da ballt sich zu viel Macht in der Familie zusammen“. (Das hat damals auch mich betroffen, denn mein Ehemann war Pressesprecher etlicher Wiener Stadträte.) Ich habe das „Angelique-Syndrom“ genannt – denn in der Romanserie von Anne Golon erregen die schöne und kluge Titelheldin wie auch ihr reicher und tapferer Ehemann den Neid von König Ludwig IVX und seiner minder bemittelten Hofschranzen und erleiden deshalb alle möglichen Intrigen und Attacken, bis sie endlich im 8. Band in friedlicher Gemeinsamkeit wieder vereint werden.
Heute tummeln sich zumindest in der Wiener SPÖ die Polit-Paare und das bedeutet mehr Chancen für parteipolitisch tätige Frauen … wenn sie „bekannt“ sind. Nämlich den Entscheidungsträgern (männlich). Und wenn sie denen gefallen.
Dazu zwei biographische Anmerkungen:
Zu „bekannt“: Ich habe in etlichen Sitzungen von Mitgliedern des jeweiligen Parteivorständen den Satz gehört „Die (den) kennt doch niemand!“ und damit war gemeint, sie oder er standen nicht an der Spitze einer Haupt- oder Nebenorganisation und waren damit als erfolgreiche StimmenlieferantInnen vor allem für die internen Wahlvorgänge einzuschätzen. Betriebsratsvorsitzende großer Firmen waren da folglich im Vorteil.
Und zu „gefallen“: Als die Wiener Frauensekretärin Schella Hanzlik (1912–2005) im Jahr 1972 ihre Funktion als Frauensekretärin der SPÖ Wien zurücklegte, wurde im Wiener Frauenvorstand (in den ich als „Alibifrau“ der Jungen Generation Wien kooptiert war) über ihre mögliche Nachfolgerin diskutiert. Vorgeschlagen waren die aufmüpfige Chemie-Gewerkschafterin Hilde Seiler (* 1931) und die Penzinger Bezirksrätin Johanna Dohnal (1939–2010). Ich erinnere mich noch gut, wie die damalige Wiener Frauenvorsitzende Maria Hlawka (1914–2005) sagte, „Nehmen wir die Dohnal – die wird dem Slavik besser gefallen!“ (Der als Frauenheld verschriene langjährige mächtige Finanzstadtrat Felix Slavik (1912–1980) war damals Kurzzeit-Bürgermeister von Wien.) Wer allerdings das Wirken Johanna Dohnals als Wiener Frauensekretärin wie auch spätere Frauenstaatssekretärin und erste Frauenministerin Österreichs kennt, weiß: Mächtigen zu „gefallen“ – leider noch immer die klassische Frauenfalle – war ihr wirklich schnurzegal.