Als ich im Sommer 2017 (mein „Brief gegen Gewalt“ Nr. 130 vom 18. 8.) die „Frauenverachtung“ des damaligen SPÖ-Bundesgeschäftsführers kritisierte, weil er bei zwei Nationalratskandidatinnen nur wahrnehmen wollte, dass sie einmal zu Schönheitsköniginnen gekrönt worden waren (was ja vor allem eine Werbefunktion für bestimmte Produkte oder Regionen bedeutet) und ihre beruflichen und standespolitischen Kompetenzen schlicht unter den Tisch fallen ließ, erntete ich gelegentlich Kritik von Frauen (!), ich würde „für“ eine bestimmte Partei und gegen eine andere (meine damals noch eigene!) schreiben. Ich versuchte, diese Unterstellung aufzuklären: Ich schreibe nämlich gegen Gewalt in ihren vielen Formen, egal von wem, aber nicht für oder gegen jemand.
Ich dachte damals auch, manche Männer sähen Frauen eben nur in ihrer biologischen Funktion, dann könnten sie sich nämlich auf Grund vermeintlicher körperlicher Kräfte „überlegen“ fühlen. Bei den geistigen wurde sie bekanntlich bereits von Frauen überflügelt.
Nun lese ich soeben im Internet (www.oe24.at), dass die steirische SPÖ-Landtagsabgeordnete Schweiner (37 Jahre alt) die derzeitige Gesundheitsminsterin (nächstes Jahr 60!) über Facebook verspottet hat, sinngemäß: Sie wäre für die „Holzklasse“ im Flugzeug nicht dünn genug. Und gleich dazu ein ohne Erlaubnis der Ministerin selbst „geschossenes“ Foto dazugestellt.
Dass sich eine gut 20 Jahre jüngere Frau nicht vorstellen kann oder will, dass sie im oder nach dem Klimakterium vermutlich nicht mehr die Barbie-Figur der jungen Jahre aufweisen wird, kann tiefenpsychologisch als „Abwehr“ entschlüsselt werden.
Dass sich eine Politikerin bei ihren Gesinnungsfreunden auf primitivste Weise anbiedern will, kann ich auch noch verstehen wenn auch nicht billigen. Es gäbe genug Inhaltliches zu kritisieren – vor allem dass heute viele Menschen ihre schlanke Jugendgestalt ihrem sitzenden Beruf und dem Kantinenessen opfern.
Aber dass eine SPÖ-Politikerin offenbar nicht weiß, dass gerade die SPÖ-Frauen sich seit Jahren gegen die Vorbilder von Magermodels (und Essstörungen) engagieren, entsetzt mich – vor allem wenn ich lese, dass Frau Schweiner von Beruf Kindergartenpädagogin sein soll.
Oder meint sie, es wäre pädagogisch, fülligere Menschen zu verspotten, dann würden sie sich „dünne machen“? Im Doppelsinn: Darum geht es wohl – jemand psychisch fertig zu machen, damit er oder sie sich trollt. Bei Kindern heißt so was Bullying, bei Erwachsenen Mobbing.
Aber vermutlich hat hier Frau Schweiner eine seelische Hornhaut wie man sie bekommt, wenn man wegen seines Namens verspottet wird. (Kenne ich bei meinem Vornamen ja auch.)