Donald Trump tat es und Norbert Hofer tut es auch: Sie attackierten ihre direkte Konkurrenz und alle, die sie unterstützen, indem sie sie als vom Volk abgehobene Elite skizzieren. Nur Wahlkampfgetöse … oder doch mehr?
Geht es um „Eliten“ oder um „vom Volk abgehoben“? Von welchem Volk? Vom Wahlvolk? Das sind wir alle (außer diejenigen, denen das Wahlrecht entzogen wurde – die sind auch „abgehoben“. Und abgehoben wird ja auch das Fett von der Suppe – manchmal.)
Was genau sind Eliten?
Auslese.
Und das kann man positiv wie negativ interpretieren.
Auslese – das können die Vorzugsschüler sein – aber genauso die „Sitzenbleiber“. Diejenigen Sportler, die einen Stockerlplatz schaffen – und diejenigen, die, an den Qualifikationskriterien gescheitet, ausgelesen werden. Oder durch einen Unfall verletzt. Die danach „besondere Bedürfnisse“ haben und dafür auch Bedarfszuteilungen bekommen. Dafür sollte Präsidentschaftskandidat Hofer aus eigenem Erleben Verständnis haben. Darum geht es übrigens auch bei der heute vielfach geforderten „Diversity“: Die persönlichen Erfahrungen, die aus der Masse „herausheben“, wertzuschätzen und nicht abzuwerten.
Elite bedeutet immer, in der jeweiligen „Subkultur“ bzw. Bezugskategorie ganz oben oder ganz unten zu sein.
Üblicherweise schaut man nur auf die ganz oben – denn, wie schon Bert Brecht dichtete: „Denn man sieht nur die im Lichte, die im Dunkel sieht man nicht“ – außer sie treten als Wutbürger auf und schaffen so den Aufstieg in den Medienhimmel, gleich neben die Berufspolitiker.
Aber auch das Unten hat sein Medien-Walhalla, nämlich in Facebook & Co. Dort kann jeder zum Held werden, er muss nur als Patschenwikinger tüchtig die Hass- oder Spottkeulen schwingen.
„Lange genug wurde zur antielitären Treibjagd geblasen, haben die Tiefleger des Anspruchs ihre klassenkämpferische Dolchstoßlegende gegen die ,Privilegierten‘ proklamiert.“, klagte der Wiener Polyhistor (u. a. Mediziner, Psychologe, Psychotherapeut, Soziologe, Kommunikations- und Wirtschaftswissenschaftler) und Topmanager Reginald Földy (1927–2002) bereits 1990 in seinem Buch „Ohne Elite geht es nicht“: Er sah die Wurzel in dem Versuch der Gleichmacherei in der Französischen Revolution 1789, denn der Kampf gegen Feudalismus, Machtmissbrauch und ungerechtfertigte Privilegien (es gibt auch gerechtfertigte wie z.B. Vorfahrt für Blaulicht-Autos) sollte nicht in die Illusion münden, gleiche Rechte wären ident mit gleichen Begabungen, Kenntnissen und Leistungen.
Wir sind alle auf einem Gebiet Top und auf einem anderen Flop – aber wir sollten erkennen: Es reicht sich zu bemühen, ein nützliches Mitglied der Gesellschaft zu sein, und das sind wir, wenn wir anerkennen, was jemand (auch man selbst!) kann und tut, hingegen Grenzen setzen, wo jemand abwertet und schädigt.
Die Probleme der Zukunft lösen, wird nur eine vor allem auch ethisch geschulte geistige Elite. Dafür zu sorgen, wäre vor allem auch Aufgabe der Massenmedien – denn Bildung braucht mehr pädagogisch-psychologisches Fachwissen als es Lehrkräfte (und die meisten Eltern) besitzen. Das heißt aber auch, neue Informationskanäle zu entwickeln, um ganz breit in umfassender Weise so zu bilden (und nicht nur zu „umwerben“!), dass Erkennen und Mitdenken ermöglicht wird (Kontrolle und Kritik mitgemeint).
Unser Bildungssystem hat dazu bisher leider weitgehend versagt.