Ein neues Wort ist entstanden. (Achtung Triggerwarnung: Es folgt Satire!)

Das neue Wort entstammt der Familie der Kleber, Vater: der Sesselkleber (mag nicht teilen, daher auch niemand nachrücken oder gar überholen lassen), Mutter: die falsche-Wimpern-Kleberin (will mehr Aufmerksamkeit, bevorzugt filmisch festgehalten), Großeltern (in der NS-Zeit sozialisiert, daher nicht gegendert): die Watschenkleber mit „Ich kleb dir gleich eine!“

Es bleibt der geschätzten Leserschaft benommen, die jeweiligen Gene zu orten – ich erkenne alle in den derzeitigen Straßenklebereien (vgl. „Kleben und nicht kleben lassen“, Salzburger Nachrichten, 10.01.2023, S. 3).

Meine Trigger dazu sind meine Erinnerungen an die frühen 1970er Jahre, als wir – das „Aktionskomitee zur Abschaffung des §144 Strafgesetz“, initiiert von der späteren Generalsekretärin der Sozialistischen Internationale und Abgeordneten in Bundesrat wie auch Nationalrat, Irmtraut, damals Gössler (geb. Marsch), heute Karlsson (und erfolgreiche Krimiautorin!) und der späteren Universitätsprofessorin Eva Kreisky (geb. Zgraja) – sowohl zuerst in der Partei, dann in der Regierung durchsetzen mussten, dass die Strafdrohung aufgehoben wurde, die vielfache Mütter, die kein viertes, fünftes oder weiteres Kind in die Welt setzen wollten, wegen Schwangerschaftsabbruch ins Gefängnis brachte (sofern sie nicht auf versteckten Küchentischen verbluteten).

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Da lese ich doch in der Kronenzeitung, die zwei einstigen Hauptdarsteller:innen in Franco Zefirellis berühmter Verfilmung von Shakespeares „Romeo und Julia“ – damals (1968) 15 und 16 Jahre alt (Missbrauchsvorwürfe – Millionen wegen Nacktszene: Stiftung wehrt sich | krone.at) – fühlten sich nunmehr rückblickend „missbraucht“ und forderten extrem hohe Gelsummen als „Entschädigung“.

Der Titel eines meiner Lieblingsbücher von dem Jungianischen Psychoanalytiker Sheldon B. Kopp fällt mir ein: „Kopfunter hängend sehe ich alles anders“. Darin heißt es: „Die Umstände ändern sich, doch die Grundmuster zwischenmenschlicher Beziehungen wiederholen sich endlos.“

Eines dieser Grundmuster besteht darin, mit dem umfangreicheren Wissen eines Erwachsenen die eigene Kindheit kritisch zu bewerten – oder „blind“ zu verteidigen, z. B. mit dem von Menschen, die als Kinder viele Schläge einstecken mussten, oft zu hörenden Satz „Meine Kindheit war hart, aber gerecht“, so wie es ihnen eben eingeredet wurde: „Es ging nicht anders – du warst anders nicht zu bändigen“ etc. etc. „Anders“ war eben im Denken vieler Eltern einfach nicht vorgesehen.

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Da lese ich doch gerade auf Facebook einen Beitrag aus dem SPÖ-Parlamentsklub:

Wolfgang Sobotka benannte im wiedereröffneten Parlament einen Gang nach dem neoliberalen Ökonomen Friedrich August von Hayek. Konservative und Liberale berufen sich gerne auf seine Theorien. Doch die Ideen des umstrittenen Ökonomen haben sich historisch nicht bewährt. Auch Hayeks Menschenbild ist problematisch: Er ordnete alles dem Nutzen der Wirtschaft unter und unterstützte die Militärdiktatur in Chile.

Und weil mir in diesem zitierten Beitrag die Information fehlte, dass der Österreicher Hayek 1974 den Wirtschaftsnobelpreis bekam, suchte ich sofort den gesamten Artikel im Internet: Sobotka benennt Gang im Parlament nach Militärdiktatur-Unterstützer Hayek (kontrast.at).

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28 Intimizide (Medienbezeichnung „Femizid“) werden von den Autonomen Österreichischen Frauenhäusern im Rückblick auf 2022 gemeldet – und es ist nur zu hoffen, dass es heute, dem letzten Tag des Jahres, dabei bleibt.

Noch viel umfangreicher sind die Zahlen der Kinder und Jugendlichen, die wie 2022 bekannt wurde, von ihren Kindergärtnern, Lehrern, Campbetreibern, Freizeitbetreuern etc. sexuell ausgebeutet worden sein sollen – aber da wurden die Belästigten nicht gezählt. (Und ja – eine Lehrerin war auch dabei, die einem 14jährigen Schüler Nacktfotos geschickt haben soll, übrigens der einzige Fall, in dem die Handlungen konkret berichtet – und damit die Filme im Kopfkino verhindert wurden.)

Wenn man diese Zahlen und die dahinter liegenden medial verbreiteten Tatsachen überprüft, fällt auf, wie sehr in den erstgenannten Fällen über die Motive spekuliert wird, bei den zweitgenannten hingegen nicht. Liegt dies daran, dass bei Lebenden die Persönlichkeitsrechte schützenswerter – oder die Gefahr von Klagen wegen deren Verletzung wahrscheinlicher – erscheinen?

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Da lese ich doch heute (30.12.2022) in den Salzburger Nachrichten auf Seite 16 als Titel „Hellers Fälschung: Vorhabensbericht fertiggestellt“ und weiter „Die Fälschung eines Rahmens von Jean-Michel Basquiat und dessen Verkauf haben dem Künstler André Heller ein Ermittlungsverfahren eingebracht“.

Das in diesem Berichtstitel aufscheinende Wort „Vorhaben“ bezieht sich auf den Bericht der Staatsanwaltschaft Wien an die Oberstaatsanwaltschaft – ob eine Strafverfolgung gestartet wird oder nicht – nicht jedoch auf Vorhaben anderer Personen, wie etwa Heller oder seine Mittelsmänner. Ich habe in all den über 50 Jahren meiner Berufstätigkeit sowohl als Juristin wie auch Psycho-beruflerin mit allen beratenden Lizenzen auch etliche bildende Künstler:innen betreut und weiß daher über die Ansprüche, Kompetenzen und Ethik derjenigen, die Galerien führen bzw. Kunstverkäufe vermitteln, recht gut Bescheid (z. B. auch zu #MeToo in dieser Branche!).

Wenn man den von Heller fabrizierten Rahmen mit dem derzeit Basquiats Bild umgebenden vergleicht, merkt man wohl schnell den Geist des Künstlers Heller gegenüber dem uninspirierten Werk von wem auch immer.

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Ohrwürmer können sehr lästig werden (dabei sind sie leicht loszuwerden: Man muss nur eine andere einprägsame Melodie mehrfach „drüberspielen“). Bei „Augenwürmern“ – live oder auf Bildschirmen erlebten Horrorbildern – ist das viel schwerer, da braucht es oft psychotherapeutische Hilfe (weil das neue Bild sehr sinnreich konstruiert werden muss, und dazu braucht es vor allem viel amplifizierte wie auch kontrollierte Phantasie).

Leider sind sich viele Menschen ihrer Phantasien nicht bewusst, daher halten sie deren bildhafte Darstellungen in ihrem „Kopfkino“ für erwartbare Realität – und oft stammen diese Vor-Bilder aus den unzähligen Bildern der alltäglichen Filme und Fernsehsendungen. Bei Theaterstücken ist das anders, denn dort „laufen“ die Szenen nicht so rasant (und mit emotionalisierender Musik unterlegt) ab, wie in den „laufenden Bildern“ auf Leinwand und Bildschirm.

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Es ist zwischenzeitlich schon wissenschaftlich – nämlich nach der altmodischen Definition von Wissenschaft à la Kant und Wilhelm v. Humboldt – gut bearbeitet, dass diejenigen, die im Gefolge der „Postmodernisten“ deren wie auch andere „Konstruktionen“ von Wissenschaft kritisieren (außer logischerweise ihre eigenen), zwar die dahinter liegende Machtausübung aufdecken – ihre eigene aber als die einzig richtige selbst ziemlich gewaltsam durchsetzen wollen.

Der Blickwinkel auf innewohnende Machtstrategien gefällt mir. Ich pflege ihn ja auch. Deswegen weise ich immer wieder darauf hin, wie mit dem Versuch, Scham- und Schuldgefühle auszulösen, Macht ausgeübt wird. Andersdenkende sollen „mundtot“ gemacht werden – und das ist auch eine Form von Tod – zumindest aber verachtenswert. Kann man seit diesem Jahrhundert tagtäglich in der hohen Politik in den USA und mit Zeitverzögerung auch in Österreich beobachten.

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Seit den mal mehr, mal weniger zielführenden Anti-Corona-Maßnahmen stehen sich teilweise erbitterte Gegner und Gegnerinnen gegenüber. Warum sich jemand für oder gegen eine Impfung entscheidet, interessiert sie nicht – das wäre ja sonst ein Beziehungsangebot – sondern allein die Tatsache, dass keine Gefolgschaft geleistet wird, reicht, um in hocherregte Kampfstimmung zu geraten. Erinnerungen an Religionskriege werden wach – aber auch an rassistische Ideologien: Gegner müssen vernichtet werden. (Politische Verfolgungen lasse ich jetzt aus, weil es die immer gegeben hat, primär wie auch immer sekundär, wenn es leicht ging, unliebsame Konkurrenz oder Kritik zu vernichten, indem man nahestehende ideologische Lager verstärkte … geschieht ja auch in Familien und Betrieben!)

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In der Auflistung der Vorschläge zum gendergerechten Schreiben für die Kärntner Amtsstuben findet sich auch: „Bemuttern – fürsorglich sein, umsorgen“ (s. „Es soll nicht mehr ,bemuttert‘ werden“, Der Standard, 16.12.2022, S. 7).

Für mich war dieser Vorschlag gestern nur ein Beispiel unter all den übereifrigen unbedachten Fleißaufgaben, sich einem „woken“ Trend anzuschließen – bei mir erlebte ich keine emotionale Reaktion. Heute schrieben mir aber Leserinnen meines gestrigen Briefes z. B. „Auch genderpeople fühlen sich als Mutter und wollen gerne als solche gesehen werden“ oder „Darf man, soll man nicht emotional sein, das ist hier die Frage?“ oder „Ich bin für Einbeziehung aller, möchte aber Mutter bleiben dürfen und mich als solche ,auch‘ identifizieren dürfen!“

Mich erinnert dies an den psychoanalytischen Begriff des „Gebärneids der Männer“ als konträres Symptom zum sogenannten „Penisneid“ von Frauen (auch nicht aller!). Ich bin meinen Feedbackgeberinnen von heute aber sehr dankbar für ihre Anmerkungen – sie geben mir Gelegenheit zur Verbreitung einer Information aus der Wissenschaftspublizistik des Jahres 1978 (!) – auf Deutsch 1985, die also längst bekannt sein sollte.

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Dass sich Sprache ändert, sollten wir alle, zumindest oberflächlich, im Schulunterricht gelernt haben – Stichwort Lautverschiebungen (Beitrag germ. Lautverschiebungen.pdf (uni-leipzig.de)) oder Erinnerung an die „Invasion“ französischer oder englischer Wörter in die Alltagssprache (von den tschechischen oder jiddischen Gastwörtern sprechen wir weniger gern – und schon gar nicht von den „Eindeutschungen“ in der NS-Zeit s. Spielleiter statt Regisseur etc.). So weit so gewohnt.

Nun sorgt ein Leitfaden für diskriminierungsfreies Formulieren aus der Kärntner Landesregierung für Verwunderung bis Empörung – auch wenn er, wie erklärt, nur als Anregung gedient haben sollte (Kärntner Gender-Leitfaden: Umstrittenes Wörterbuch wird zurückgezogen | Kleine Zeitung). Mich empört das nicht – ich finde ihn, bzw. die Beispiele, die ich in den Tageszeitungen lesen konnte (z. B. „Das Gendern erregt die Kärntner“, Der Standard, 16.12.2022, Seite 7), einfach nur peinlich schlecht gemacht. Dabei gab es an der Uni Klagenfurt sogar einst einen Experten, Heinz-Dieter Pohl (*1942), der z. B. in seinem Beitrag „Wie die ,politische Korrektheit‘ die Wissenschaftsfreiheit einschränkt – aus sprachwissenschaftlicher Sicht“ in dem Buch „Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit“ (Hrsg. Harald Schulze-Ehrentraut / Alexander Ulfig) aufzeigt, dass bei Geschlecht zwischen dem generischen Maskulinum (der Bär), dem generischen Femininum (die Katze), dem grammatikalischen Geschlecht (der, die, das) und biologischen (männlich, weiblich) zu unterscheiden ist, wobei die biologische Form zum generischen auf grammatikalische Weise in der Endung ausgewiesen wird (meist mit „in“ feminisiert wie bei „Bärin“) (Seite 63 ff.).

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