Heute habe ich den Halbjahresbericht meiner heurigen Forschung abgeliefert. Ihr Titel lautet „Bürgernähe im Zeitalter der Diskriminierung“ und hat folgenden Ursprung: 2018 habe ich zu mit meinem Team dazu geforscht, wie die sogenannten Staatsverweigerer denken, planen und handeln, welche Methoden sie anwenden, welche historischen Vorläufer dazu existieren und wie man respektvoll mit diesen Menschen umgehen kann – denn, wie schon Blaise Pascal betonte, „was diesseits der Pyrenäen Wahrheit ist, ist jenseits Irrtum“. Dabei erkannten wir, dass die Konfrontationen mit „Wutbürgern“ vielfach nicht ernst genommen worden waren – oder aber auch insgeheim unterstützt wurden, weil man manche Initiativen für förderungswürdig eingeschätzt hatte.
So kamen wir zu der Erkenntnis, dass ja manches, was kreativ, innovativ oder eben nur experimentell angesehen wurde, durchaus seriöser Überprüfung und Bearbeitung wert gewesen wäre, aber aus Informations-, Zeit- und auch Modellmangel „abgewehrt“ wurde, dadurch Ärger und manchmal sogar Rachegefühle ausgelöst hatte. Wie also Ideen nutzbringend integrieren? Und wie bei der kommenden immer umfangreicheren Digitalisierung Zeit und Raum schaffen, dass auch der Informationsfluss von Menschen, die keine elektronischen Kommunikationsmittel benutzen (können oder wollen), gesichert ist – vor allem auch, wenn diese Hilfe und Unterstützung benötigen. Denn nicht nur Bildung zieht Grenzen – auch Technologien teilen in Wissende und Könner und Unwissende und Anwendungsscheue, und letztere gehen ersteren meist schnell auf die Nerven, und das hat zwei Gründe.
Der erste Grund ist die Notwendigkeit von Geduld. In unserer „Hektomatik“Welt (©STS) stehen kleine Kinder, alte oder körperbehinderte Menschen oft im Weg, und meist werden sie dann auch weggedrängt oder auch überrannt, jedenfalls passt man sich selten an ihr Tempo an. Denn selbst wenn noch mehr z. B. Computerkurse für Senioren angeboten und sogar angenommen werden, scheuen sich viele ältere Menschen, die ja noch zu Zurückhaltung erzogen wurden, ihre Anliegen oder Befindlichkeiten schriftlich festzulegen. Man wird diesen daher „nachgehen“ müssen.
Der zweite Grund liegt in der unbewussten Abwehr dessen, was man selbst fürchtet: Je mehr sich jemand angestrengt hat, klug, schnell und kompetent zu werden, desto mehr sind die „ganz anderen“ Provokation. Man will nicht so sein wie diese, daher will man sie weghaben, denn sie erinnern an eigene Schwächen (aus der Kindheit) oder das Altern und Sterben, das eigene wie das der Eltern und Großeltern. Je schneller man aber unterwegs ist, desto weniger fängt einen die Zeit mit dem Lasso des Drüber-Nachdenken-Müssens.
Deswegen sind Zeitoasen so wichtig – um Raum zu schaffen für Austausch und Miteinander, nicht nur bei Festen oder „Aktionen“, sondern einfach nur so, denn beim Reden kommen bekanntlich die Leute zusammen – und Reden muss man in der SMS- und Twitter-Welt laufend üben, sonst verlernt man es.
Wir beforschen 15 Gemeinden: Amstetten, Angern, Blindenmarkt, Bruck/ Leitha, Engelhartstetten, Gars, Gießhübl, Harmannsdorf, Klosterneuburg, Laa/Thaya, Leopoldsdorf, Mödling, Pöggstall, St. Andrä-Wördern und Waidhofen an der Thaya. Wenn jemand aus diesen Gemeinden Interesse an dem dazu dienenden Fragebogen hat, kann er unter buergernaehe@perner.info angefordert werden – wie garantieren absolute Anonymität.