„Mutter und Sohn tot im ausgebrannten Bauernhaus“ titelt der Kurier am 6. April 2023 (Seite 19) und darunter „Verzweiflungstat nicht ausgeschlossen“, denn die Vermutungen häufen sich, dass der Auslöser Überforderung durch häusliche Pflege gewesen sei.
Dazu sagte Birgit Meinhard-Schiebel, die rührige Vertreterin pflegender Angehöriger (www.ig-pflege.at), für die Belastungen der materiellen Pflege gäbe es ja viele Unterstützungsangebote – für die psychischen aber kaum welche.
Genau deswegen habe ichvoriges Jahr, Juli 2022, gemeinsam mit meinem älteren Sohn das Buch „Pflegen ohne auszubrennen“ (www.aaptos.at) veröffentlicht – weil wir aus eigener Erfahrung wissen, wie schwer es ist, die eigenen Selbstachtungs- und Selbstbehauptungsbedürfnisse ins rechte Maß zu bringen und zu halten, wenn man immer wieder verbal oder auch körperlich attackiert wird, nicht nur von psychisch-mental Beeinträchtigten, sondern auch, wenn die nachbarliche Umwelt entweder im Sinne von „Sorge dafür, dass wir nicht belästigt werden!“ nörgelnd kritisiert und damit die Belastung weiter erhöht, oder voll des Pseudo-Lobes über die Aufopferung die kargen Gelegenheiten stoppt, in denen man eigentlich die Wahrheit sagen dürfte bzw. sollte (und nicht getröstet sondern nur ertragen werden will).
Morgen ist Karfreitag, und vermutlich spielt irgendein Fernsehsender Richard Wagners (1813 – 1883) Bühnenweihespiel „Parsifal“. Darin dichtete Richard Wagner auch den richtungsweisenden Satz „Aus Mitleid wissend, Der reine Tor: Harre sein, Den ich erkor.“ (1. Aufzug, Knabenstimme aus der Kuppel, unsichtbar) – und gegen Ende des 3. und letzten Akts weiß der zuvor noch törichte Parsifal, der aus falscher Höflichkeit – oder mangelndem Mitgefühl – im Angesicht des verwundeten Gralskönigs Amfortas nicht das „heilende“ Wort fand, die Frage nämlich, wie es denn zu der ewig offenen Fleischwunde gekommen sei, jetzt endlich: „Nur eine Waffe taugt: Die Wunde schließt Der Speer nur, der sie schlug.“
Auch Worte können gleich Speeren verletzen, und Schweigen ebenso. Überforderte Menschen zu fragen, wie sie sich fühlen, gibt Gelegenheit zur Reinigung von verbalen Toxinen – auch den selbst verabreichten Verboten, die Wahrheit zu sagen!