Zur Erinnerung an das Märchen: Ein Müller behauptet, seine Tochter könne aus Stroh Gold spinnen und der gierige König heiratet sie gleich – und dann kommt Rumpelstilzchen und gibt sich hilfsbereit, wenn es das erstgeborene Kind der nunmehrigen Königin bekommt …
Sven Hergovich scheint mir Müller und Rumpelstilz zugleich: Denn solche, zumindest derzeit, unrealistischen Goldspinn-Phantasien in den Raum zu stellen wie kostenlose Kindergartenplätze ohne gleichzeitige Darlegung der Finanzierung, oder Arbeitsplatzgarantie für alle Langzeitarbeitslosen ohne Durchführungsplan, ohne Transparenz der offenen Stellen und ohne Auflistung der dazu nötigen Qualifikationserfordernisse müsste ja logischerweise als Selbstverpflichtung als künftiger Landesrat angeboten werden à la „Ich weiß, wie es geht, und ich mache es“. Es von anderen zu verlangen, bedeutet hingegen, auf ein vorprogrammiertes Scheitern hin zu spekulieren.
Da kann man auch gelassen mit der abgehackten Hand drohen.
Rumpelstilzchen im Märchen rechnet damit, dass niemand seinen „Namen“ – d. h. seine wahre Identität – erkennt: Er will ein Kind, um es nach eigenen Absichten erziehen zu können. Aber will das Hergovich wirklich? Will er die dazu gehörenden Ressorts (die man ja neu und anders kombinieren kann als bisher)? Davon habe ich bisher nichts gelesen. Das wäre Transparenz: Nicht nur zu fordern, sondern selbst anzubieten.
Von dem berühmten britischen Psychiater Ronald D. Laing stammt der Satz: „Wenn du willst, dass etwas geschieht, tu es selbst!“ Dazu ergänze ich: Aber frage vorher die Betroffenen!
Frage die Elementarpädagoginnen, frage die – ja auch zuständigen! – Bürgermeisterinnen (Männer immer mitgemeint), frage die Langzeitarbeitslosen, besonders die älteren Frauen, frage die Arbeitsmarktservice-Beraterinnen an der Basis, und zwar über unabhängige Meinungsforschungsinstitute, die ihre Fragebögen vorher in den großen Medien zu Kritik und Ergänzung vorstellen müssen. Man muss sich deklarieren – seine Identität vorher zeigen, um berechtigtem Misstrauen zuvorzukommen (geht ja ohnedies nicht hundertprozentig, man ändert sich ja, sofern man lebendig ist!). Frage auch Leute wie mich, die seit Jahren Elementarpädagoginnen supervidieren und deren Schwierigkeiten kennen und mehrfach mit Konzepten ans AMS herangetreten sind.
Und frage dich selbst und die Wechselwählerschaft, was sie „in Zeiten wie diesen“ (ein Slogan von Bruno Kreisky, an den wir alte Kreisky-Mitarbeiterinnen gerade jetzt oft denken müssen) wohl von solchem Pokern und Lizitieren halten, denn die Wahlergebnisse allein reichen offenbar nicht.
Wie nannte es die Bundesvorsitzende der SPÖ am Montag, dem 6. März 2023 in der ZiB 2 in Richtung Bundesländerobleuten: Verantwortung übernehmen!