Dass es mit der Kindheit zu tun hat, wenn man dauernd an sich zweifelt, wird heute wohl schon Allgemeinwissen sein. Dass man sich aber auch selbst wie Münchhausen am Schopf aus diesem selbstschädigenden Verhaltenssumpf herausziehen kann, werden viele – schon wieder – bezweifeln.

Nun hat die Psychodrama- und Hypnotherapeutin Astrid Bartolot-Zips ein funkelnagelneues Buch geschrieben: „Ich genüge!“ (delta x Verlag) und dabei gleich einige von ihr entwickelte Ansätze vorgestellt: die Yarger-Code und die Klicker-Transformationshypnose. Beide kann man anhand dieses Buches einüben und eben „allein-genügsam“ praktizieren.

Wer in NLP ausgebildet ist, wird manches dabei als bereits bekannt empfinden – nur ein bisschen mit anderen „Techniken“ (vom griechischen techné, das heißt Kunst) angereichert. Aber wie beim 4-Hauben-Koch: Die Mischung und die Würze macht es aus. Und die Grundzutaten!

Bartolot-Zips beschränkt sich nämlich nicht bloß auf Handlungsanleitungen, sondern stellt auch eine neue „Diagnose“ vor, um die Entstehung der von ihr vielfach beobachteten Symptomatik zu erklären: Dass es sexuelle Ausbeutung von Kindern sowie deren Internet-Vermarktung  gibt, ist dank der unermüdlichen Aufklärungsarbeit von KinderschützerInnen heute weitgehend bekannt, auch den Kindern selbst.

Dass es aber „emotionalen“ Missbrauch gibt – dass Kinder als Partnerersatz und SeelentrösterInnen herhalten müssen, nachzulesen bei Matthias Hirsch „Realer Inzest“, Springer Verlag, wird nach wie vor verschwiegen. Dabei macht sich der Elternteil zum Kind und „drängt“ Sohn oder Tochter oder auch Enkelkind in die Elternrolle – eine Überforderung, die meist auch später nicht verweigert werden kann (weil sie eben so eintrainiert wurde).

Bartolot-Zips beschreibt nun eine weitere Form: den „narzisstischen Missbrauch“. Sie schreibt: „Narzisst(inn)en vermitteln ihrer menschlichen Umgebung vor allem das Gefühl, grundlegend ungenügend zu sein. Dadurch entstehen Narzissmus-Opfer, die lebenslang hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben, im ewigen Kampf mit der Frage, ob sie denn genügen. Sie stecken ihre Energien in Menschen, die unbewusst darauf aus sind, sie zu ,konsumieren‘ und letztlich zu ,dezimieren‘. Meiner Meinung nach sollten hoch narzisstische Verhaltensweisen einer höheren sozialen Beachtung unterliegen, und zwar gerade dort, wo die Schwächsten der Gesellschaft betroffen sind: Kinder und Hochbetagte.“ (S. 90 f.)

Zu diesen Verhaltensweisen zähle ich auch die – Modewort! – „entbehrlichen“ Statements von Schauspielerinnen, die sich überheblich von Kolleginnen abgrenzen, die sich in #metoo-Protesten als ausgebeutet outen und ihre Ausbeuter anklagen.