EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hätte sofort weggehen sollen, als man sie, weit abgegrenzt von den männlichen Präsidenten (Türkei und EU-Rat) aufs Sofa verbannt hat (s. mein „Brief gegen Gewalt“ Nr. 27) , mailen daraufhin manche Frauen in meiner Facebook-Bubble (Von der Leyen: Panne bei Türkei-Besuch – Erdogan und Michel stellen sie bloß – EU – FOCUS Online).

Das wäre insofern falsch gewesen, weil sie erstens den Männern das ganze „Feld“ überlassen hätte, und außerdem als „beleidigte Narzisstin“ gerahmt („reframed“) worden wäre. Hat man(n) eh versucht.

Ich habe natürlich nachgedacht, wie frau solch eine Situation souverän auflösen könnte, und habe mich erinnert: Es war am 14.07.2016 im Rahmen des Friedensfestes in Augsburg bei dem ich – Autorin des Buches „Mut“, Amalthea Verlag – zu einer Podiumsdiskussion eingeladen war:

PRESSEINFORMATION

Kulturamt der Stadt Augsburg | Friedensbüro
Pressekontakt: Tina Bühner | Kulturmagd PR | +49 (0) 151 12 90 8000 | buehner@kulturmagd-pr.de 

Auftakt zum Augsburger Hohen Friedensfest:
Festprogramm ab 14. Juli bis 8. August 2016

>> Eröffnung und Programm der ersten Woche <<

Augsburg, 6.7.2016: Am 8. August begeht Augsburg das Hohe Friedensfest. Seit vielen Jahren feiert die Stadt den nur in Augsburg existierenden Feiertag interreligiös und interkulturell mit einem umfangreichen Kulturprogramm, das für alle Ausprägungen von Vielfalt offen ist. Das dreiwöchige Programm dauert vom 14. Juli bis zum 8. August und umfasst mehr als 60 Veranstaltungen – darunter Ausstellungen, Theater, Konzerte, Vorträge, Diskussionen, Stadtführungen, Interventionen, Performances und Feiern. Das Thema in diesem Jahr lautet „Mut“.

Mut – Eröffnung des Festprogramms: Gespräch – Performance – Musik

Eröffnet wird das Friedensfestprogramm am 14. Juli im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses. Unter dem Titel „Mut haben. Mut beweisen. Mut machen.“ diskutieren zunächst Christine Lüders (Leiterin Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Berlin), Prof. Rotraud A. Perner (Juristin, Psychoanalytikerin, evangelische Theologin, Wien) und Thomas Palzer (Autor, Schriftsteller, Philosoph). Im Anschluss folgt die Aufführung der „Ich bin O.K.-Dance Company“ aus Wien. In der außergewöhnlichen Gruppe tanzen Menschen mit und ohne Behinderung. Im Programm „Getrennt-Vereint“ treffen mit Modern Dance und HipHop nicht nur verschiedenen Tanzstile, sondern auch voneinander getrennte Gruppen aufeinander, die ihre individuellen Fähigkeiten in gemeinsame Stärken verwandeln. Die Berliner Band „Adirjam“, die ihren Stil als „Cosmopolitan Kurdesque“ bezeichnet, rundet den Abend ab (S.30 ff). Kostenfreie Karten zur Eröffnung des Friedensfestes sind an der Bürgerinfo am Rathausplatz erhältlich. Eine Anmeldung ist auch über friedensstadt@augsburg.de möglich.

Programm in der ersten Woche: Tafelrunden, Speed Dating, Mutbürger und mehr

Die Reihe „Zusammen leben – Augsburger Reden zu Vielfalt und Frieden in der Stadtgesellschaft“ findet dieses Jahr im Rahmen des Friedensfestprogramms statt. Als erste Rednerin spricht am 15.7. um 19.30 Uhr die Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Aydan Özoguz über „Mut zur Veränderung. Mut zur Haltung“ im Annahof, Augustanasaal. Am Tag darauf (16.7. 14 Uhr) kommt die Soziologin und Autorin Jutta Ditfurth ins Zeughaus. Ihr Vortrag trägt den Titel „Antisemitismus und die völkische Querfront“. Weitere Infos zu beiden Vorträgen im Programmheft S. 38 ff.

Anschließend sollte ich etwa 500 m entfernt, an einem Straßenfest teilnehmen. Auf dem Weg dahin gingen der Moderator, Michel Abdollahi und ein zweiter orientalischer Mann schnellen Schrittes voran und ich, damals 72, stolperte hinten drein. Also bat ich die beiden jungen Männer kurz stehen zu bleiben und sagte, ich wüsste ja, dass es in ihrem Kulturkreis üblich sei, dass Frauen hinter den Männern zu gehen hätten, aber als Gast im Alter ihrer Mütter oder Großmütter wäre das nicht sehr respektvoll mir gegenüber. Die beiden entschuldigten sich sofort und ließen mich vorgehen. Ich aber sagte, auch das fände ich nicht passend – denn dann wäre ich wieder isoliert, während sie beide hinter mir Distanz demonstrieren würden. Ich würde daher vorschlagen, dass wir in einer Reihe nebeneinander gingen – auch im Sinne von Solidarität, wie sie in der Podiumsdiskussion vorher auch von ihnen beiden eingefordert worden war, und so geschah es dann auch.

Ich denke, Ursula von der Leyen hätte – vielleicht sogar unter Berufung auf die legendäre orientalische Gastfreundschaft – das „sicherlich nur Versehen“ ansprechen können, für sie keinen Sessel neben Charles Michel beizustellen.