Es war der 17. Dezember 1990, an dem Johanna Dohnal (1939–2010) als Frauenministerin angelobt wurde. Seitdem haben viele Frauen – und gelegentlich auch Männer (Herbert Haupt 2000–2003 in der schwarz-blauen Koalititon unter Wolfgang Schüssel und ab und zu vertretungsweise wenige Wochen Werner Faymann, Josef Ostermayer, Alois Stöger und einen Tag sogar Sebastian Kurz (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_österreichischen_Frauenministerinnen) – versucht, in den von ihr so gar nicht freiwillig zurückgelassenen großen Schuhen Fuß zu fassen, denn, wie die erste Gleichbehandlungsanwältin Ingrid Nikolay-Leitner im Interview anlässlich ihres Pensionsantritts konstatierte: „Sobald man eine Pause einlegt, gibt’s schon den nächsten Rückschlag.“ (Der Standard, 14.05.2018) Nur: Gleichen Lohn für gleiche Arbeit gibt es immer noch nicht, obwohl Nikolay-Leitner auch an dieser Stelle darauf hinwies, dass der Oberste Gerichtshof eindeutig festgestellt habe, dass der Arbeitgeber dafür verantwortlich ist, gleiche Leistung gleich zu bezahlen. „Die Verantwortung kann nicht den Frauen zugeschoben werden“ – beispielsweise mit dem Argument, sie würden halt schlecht verhandeln. Früher lautete das Allzeit-Argument, Männer müssten ja Familien erhalten (und oft genug mehrere) – wie wenn das etwas mit Arbeitsleistung zu tun hätte.
Wenn Frauen das Gleiche verlangten wie Männer, berichtete die Gleichbehandlungsanwältin, würde das als Anmaßung empfunden. Ich ergänze mit Erfahrungen aus meiner beratenden Arbeit: Frauen werden besonders in den hochqualifizierten Berufen (z. B. an Universitätsinstituten) Hürden und oft sogar Verbote in den Weg gelegt – beim Besuch von Kongressen, beim Publizieren, beim Unterrichten … ich nenne das „veraschenputteln“: Zuerst die Linsen, dann die Erbsen, dann die Bohnen auseinander klauben … und dann immer noch lange nicht „auf den Ball“ gehen, d. h. aus der verborgenen dienenden Position heraustreten dürfen. Sie sollen weiter dienen und bedienen – so wie die Mutter der frühen Kindheit ein Baby versorgt – aber das kann es noch nicht selbst, ein Erwachsener aber schon.
Erst seit es ein Frauenministerium gibt, wurde Gewalt gegen Frauen – vor allem strukturelle, nicht nur häusliche – Thema für Grundlagenforschung und Gesetzesinitiativen. Vorher war es Thema in Diskussionszirkeln im Wiener SPÖ-Frauen-Sekretariat, in der AUF (Aktion Unabhängiger Frauen), im Arbeitskreis Emanzipation der Frau (dort war ich jedenfalls mit dabei).
Das alles hätte in einer Festveranstaltung zum Jubiläumstag in Erinnerung gebracht werden können – und darum habe ich mich mit Freundinnen und Freunden heuer monatelang bemüht. Wer weiß heute schon von den Bemühungen von Helga Konrad (unmittelbar nach Dohnal 1995–1997) zur Bekämpfung von Frauenhandel und Zwangsprostitution? Oder warum Maria Rauch-Kallat (2003–2007) meint, ein Frauenministerium müsse unbedingt mit einem anderen Ressort gekoppelt sein? Und warum sich die gegenwärtige Ministerin nicht als Feministin fühlt?
Die Ausrede, Corona habe das verhindert, gilt nicht – wie die vielen digitalen Veranstaltungen bewiesen haben. Es wäre möglich gewesen – wenn die Samenkörner, die wir im Sommer gesät haben, von Beginn an genährt worden wären und nicht nur andauernd an andere Stellen weiter geschoben … veraschenputtelt eben.
Jetzt soll alles zum 8. März 2021, dem Internationalen Frauentag, stattfinden. Ich gehe davon aus, dass es dann nicht mehr um unsere Frauenministerinnen gehen wird, vor allem nicht die so früh verstorbenen Barbara Prammer und Sabine Oberhauser, sondern um aktuelle Anliegen. Auch wichtig, keine Frage.
Der Teil unserer Veranstaltungsplanung, bei dem wir nicht von Regierungsstellen abhängig sind, findet aber wie vorgehabt gegenwärtig statt:
https://docs.google.com/document/d/1Bnsr3PqXky7tb7jZ8uwQv7XnkbnFNNuwyu48ROlhkAY – Beiträge erwünscht.