Da las ich doch soeben „Mann schlägt seine Freundin (31) tagelang – Kärnten | heute.at“ – ein 44jähriger „verlor völlig die Nerven“ und „schlug zu“ und „offensichtlich nicht das erste Mal“.
Diese vielfach benützte Ausrede für gewalttätiges Verhalten ist unwahr: Nerven kann man nicht „verlieren“ – man hat sie immer (auch wenn sie zerstört wurden, und da kann man vorhandene medikamentös anregen, die Funktionen der fehlenden zu übernehmen). Was man verlieren – oder besser „wegschmeißen“ – kann, ist beispielsweise Selbstbeherrschung, Anstand, Respekt und – Vernunft.
Wegschmeißen ist ein Willensakt, genau so wie zuschlagen, und der sollte daher begründbar sein, zumindest wenn man über sich selbst, sowie Motive und Ziele nachdenkt – und deshalb sollten Begründungen auch eingefordert werden: Damit man anfängt, nachzudenken. Ein Grund kann etwa in der Entscheidung für Selbstverteidigung liegen, oder auch im Versuch, seine Empörung darüber auszudrücken, physisch angegriffen worden zu sein. Die häufigsten Gründe sind aber, jemand anderen einzuschüchtern, zu demütigen, zu bestrafen und „klein zu kriegen“. Da steckt bereits das Wort „Krieg“ drin.