Conrad Seidl hat „dem Volk“ längst überfälligen Nachhilfeunterricht in politischer Bildung gegeben [PressReader.com – Zeitungen aus der ganzen Welt], indem er das Anforderungsprofil der Spitzen der Verwaltung erklärt hat. Was er nicht erklärt hat ist, dass Spitzenpolitiker, sofern sie aus dem Parteiapparat kommen und nicht Quereinsteiger sind – und das erkennt man bei letzteren meist sofort – für solche Funktionen in vielen Kursen und Schulungen ausgebildet worden sind.
Überfällig wäre aber auch, die Funktionsweisen innerhalb und quer durch die Ministerien (und die oft langwierigen Abstimmungen mit Europa-Recht) zu erklären – vor allem um die vielen still und korrekt arbeitenden Personen zu rehabilitieren, die auch viel Verantwortung auf sich lasten haben. Ich habe so viele in Seminaren für Verwaltungsakademien (von etlichen Bundesländern aber auch des Bundes) wie auch Einzelsupervisionen bei der Lösung fachlicher wie auch kommunikativer Probleme (was man aber gar nicht trennen kann) begleitet, und viele dieser Themen betrafen potenziellen Widerspruch gegen Vorgesetzte. Die Arbeit in einem Ministerium – oder einer Landesregierung – ist nicht mit der Arbeit in einer „Firma“ vergleichbar, das hat der langjährige Sektionschef im Wissenschaftsministerium Raoul Kneucker in seinem Buch „Bürokratische Demokratie – demokratische Bürokratie“ (Böhlau 2019) verdeutlicht, in dem er auch die Zukunftsperspektiven einer lebendigen Verwaltung im 3. Jahrtausend skizziert.