Gestern, Donnerstag, 27. Mai, habe ich 6 Interpretationen zum Evangelium des Matthäus 13, 31 – 14, 13 für Radio Klassik aufgenommen. Gesendet wird aber erst in der letzten Juli-Woche.

In Matthäus 13, 54 kommt Jesus in seine Vaterstadt und als er dort zu lehren und heilen beginnt, fragen manche, vermutlich aggressiv, Woher hat er denn das? Wo er doch „nur“ der Sohn des Zimmermanns ist? Und nicht, ergänze ich, der Sohn eines Edlen, Lehrers, Arztes oder Priesters? (Von dieser Bibelstelle stammt auch der Satz vom Propheten, der nichts im eigenen Land gilt.)

Bekannt?

Ich nenne das das Aschenputtel-Syndrom: Erst die Erbsen, dann die Linsen, dann die Bohnen … dann vielleicht … aber dann doch lieber noch lange nicht.

Das haben Frauen jahrhundertelang aushalten müssen, nicht studieren, nicht wählen, nicht außerhäuslich leiten und führen … außer wenn ein Mann mit ihnen sein Geld verdienen konnte (oder sich ersparte).

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Dass es mit der Kindheit zu tun hat, wenn man dauernd an sich zweifelt, wird heute wohl schon Allgemeinwissen sein. Dass man sich aber auch selbst wie Münchhausen am Schopf aus diesem selbstschädigenden Verhaltenssumpf herausziehen kann, werden viele – schon wieder – bezweifeln.

Nun hat die Psychodrama- und Hypnotherapeutin Astrid Bartolot-Zips ein funkelnagelneues Buch geschrieben: „Ich genüge!“ (delta x Verlag) und dabei gleich einige von ihr entwickelte Ansätze vorgestellt: die Yarger-Code und die Klicker-Transformationshypnose. Beide kann man anhand dieses Buches einüben und eben „allein-genügsam“ praktizieren.

Wer in NLP ausgebildet ist, wird manches dabei als bereits bekannt empfinden – nur ein bisschen mit anderen „Techniken“ (vom griechischen techné, das heißt Kunst) angereichert. Aber wie beim 4-Hauben-Koch: Die Mischung und die Würze macht es aus. Und die Grundzutaten!

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Eine Expertenrunde um die zivilgesellschaftliche NGO #aufstehn will das Lueger-Denkmal in der Wiener Innenstadt vom Sockel holen, las ich unlängst auf orf.at, und inzwischen sei mehrmals das Wort „Schande“ auf das Bauwerk gesprayt worden, und Jasmin Chalendi, die Kampagnenleiterin, habe bei einer Pressekonferenz das Ergebnis der siebenköpfigen Kommission mit „Das Ehrendenkmal eines bekennende Antisemiten kann so sicher nicht stehen bleiben“ zusammengefasst. (Lueger-Statue soll vom Sockel geholt werden – wien.ORF.at, 05.05.2021.)

Das hat mich an ein Seminar bei dem derzeitigen Dekan der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Wien, Wilfried Engemann,  erinnert, das den Titel trug „Das kann doch nicht ich gewesen sein“ und in dem wir uns mit Schuld und Sühne auseinandersetzten. (Meine diesbezügliche Seminararbeit „Auf der Suche nach der verlorenen Verantwortlichkeit – Psychotherapeutische Überlegungen zur Selbstkorrumpierung und der reinigenden Kraft der Wahrheit“ findet man auf www.kirchentuer.info unter Texte Theologiestudium.)

Zu den seelischen Abwehrformen, wie sie Anna Freud in „Das Ich und die Abwehrmechanismen“ beschrieben hat, zählen nicht nur die bekannte Verdrängung (dann fehlt jegliche Erinnerung an das Nicht-Bewusstseins-Fähige), oder die Verkehrung ins Gegenteil (man bezeichnet z. B. eine beneidete erfolgreiche Person „unabsichtlich“ als Versager), sondern auch das Ungeschehen-machen (z. B. Vergehen unbewusst durch Zwangshandlungen „löschen“ zu wollen).

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Als ich in den frühen 1970er Jahren – als ich mit meinen Söhnen in Karenz und das Geld knapp war – begann, mit journalistischen und anderen redaktionellen Beiträgen für den Compress Verlag „dazu zu verdienen“, sagte mir der Chef und rückblickend Mentor, ich solle nie das Wort „lügen“ verwenden, denn das wäre der Vorwurf einer strafbaren Handlung und als „Üble Nachrede“ und in der Folge „Ruf- und Kreditschädigung“ strafrechtlich und bei tatsächlichem Schaden auch zivilrechtlich verfolgbar – und das könne teuer werden. Ich solle stattdessen „das ist unwahr“ formulieren.

So genau hatte ich das im Jus-Studium nie gehört, war dankbar, und habe mich seitdem immer daran gehalten.

Beim täglichen Lesen von vier Tageszeitungen merke ich aber, dass sich die Zeiten geändert haben: Da schmeißen manche Nationalrats- oder Landtagsabgeordnete mit dem L-Wort nur so um sich, die Medien „springen auf diesen Zug auf“ und: „So fühlt man Absicht, und man ist verstimmt“ (Zitat Goethe, Torquato Tasso) – außer man findet das ganz ok – denn wenn daraufhin geklagt wird, müsste die vermutlich absichtlich „schädigende“ Person den Wahrheitsbeweis für ihre Behauptung antreten.

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Nein, ich meine mit diesem Titel nicht die Taktik, einfach so zu tun, als ob manfrau schliefe und wartet, dass rundum eine stachelig-schützende Dornenhecke wuchert, die neugierige oder auch feindliche Investigatoren abschreckt … und hofft, dass von irgendwo eine Helferperson herkommt, die einen mit einem Kuss voll Liebe ins soziale Leben zurückholt.

Ich meine die Strategie, zu wähnen, wenn man die verfluchten Spindeln verbietet, könne man verhindern, dass sich jemand daran sticht.

Oder zu glauben, man könne Morde verhindern, wenn man Schusswaffen mit Verboten belegt, denn – frei nach dem Marie Antoinette von Österreich-Lothringen (1755–1793) in den Mund gelegten Spruch, wenn „das Volk kein Brot habe, solle es doch Kuchen essen“, folgern die Hinrichtungslogiker, wenn man keine Pistole habe, nähme man eben ein Messer – oder eine Axt, eine Schnur, einen Kopfpolster, einen Stein … oder auch das Auto. Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837–1898) wurde mit einer spitz zugeschliffenen Feile ermordet.

Die wahre Waffe ist der Denkapparat der potenziellen Täterperson. Weiterlesen

Gerade zum rechten Zeitpunkt ist Reinhard Hallers neuestes Buch „Rache“ (ecowin) erschienen und zeigt verschiedene Motive und Umgangsformen von Hass und fehllaufende „Wiedergutmachungsbemühungen“ auf.

Was mich gefreut hatte ist, dass er verdeutlicht, was auch ich seit Jahrzehnten zu erklären versuche: Gewalthandlungen entstehen vor allem dann, wenn sich jemand nicht wertgeschätzt fühlt – die Form jedoch hängt von den im Einzelnen (oder ebenso Kollektiv) vorhandenen Vor-Bildern ab. Haller zitiert dazu die Negativmodelle aus Weltliteratur, Opern und Filmen.

Positivmodelle müssen wir uns selbst erarbeiten – und das hat mit der traditionellen Benachteiligung von Frauen zu tun.

Frauen haben ihre Missachtung jahrhundertelang als naturgegeben hingenommen, wurde ihnen doch weitgehend verboten, selbststärkende Erfahrungen zu machen: Immer musste ein Mann das „Oberhaupt“ sein (so auch im alten § 91 ABGB aus 1811, der in der großen Familienrechtsreform des SPÖ-Justizministers Christian Broda 1978/79 abgeschafft wurde; nunmehr verlangt das Familienrecht partnerschaftliche Gestaltung, aber wie das geht, wird nicht gelehrt, sondern immer noch Konkurrenz – und Konkurrenz heißt, einer muss Sieger sein).

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Sich von Altgewohntem zu trennen, fällt vielen nicht leicht – vor allem deshalb, weil sie – noch – nicht gelernt haben, mit „Leere“ umzugehen. (Zur Erinnerung: Ich definiere „lernen“ als Bildung von neuen Wahrnehmungs- und Handlungsnervenzellen). Ich spreche dann von „Entzugserscheinungen“. Wer schon einmal eine Fastenkur gemacht hat, sollte diesen Effekt der ersten drei Tage kennen: Man empfindet sich „erkältet“ – es fehlt ja gewohnte Energiezufuhr – fiebrig, schwach, vielleicht auch depressiv … und sollte eigentlich erkennen, wie abhängig man von der jeweiligen Substanz oder dem jeweiligen Verhaltensmuster war.

Wenn man diese ersten drei Tage oder auch die erste Woche, je nach „Suchtmittel“, ohne Rückfall überstanden hat, beginnt man die „Entgiftung“ zu genießen – außer man kehrt gedanklich immer wieder zu der vorherigen „Völle“ zurück, verklärt sie auch (und löscht alles Negative, das damit verbunden war) und belügt sich selbst.

Dazu können dann noch andere Verluste kommen: Der Kreis Gleichgesinnter etwa – oder der Kreis möglicher Kritiker, wenn man sich nicht mehr deren „Spielregeln“ anpasst – nicht mehr grenzenlos mittrinkt, mitfrisst, mitraucht, mithurt (und wenn es nur maulhuren ist) oder aber auch an einer Beziehung festhält (Beziehung zu ideologischen Gruppierungen mitgemeint).

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In einer Anfrage für ein demnächst kommendes Interview wurden mir folgende Fragen angekündigt:

Interessant sind dabei Fragen wie:

    • Welche Rolle spielt Resilienz in einer Krise wie der aktuellen?
    • Wie können Unternehmer – vor allem jene, die seit Monaten ihre Betriebe geschlossen halten müssen – aktuell ihre psychische Widerstandskraft stärken? Welche Techniken und Methoden können helfen, Optimismus zu bewahren, ohne den Kopf in den Sand zu stecken?
    • Frauen sind in der Krise stärker belastet – das trifft auch auf Unternehmerinnen zu. Was können die Betroffenen – im speziellen wieder selbstständig tätige Frauen – tun, um gestärkt aus der Krise zu kommen, um auch genug Power zu haben, um danach richtig durchstarten zu können?

Die Beantwortung ist gar nicht so einfach – denn ich warne, seitdem dieser „Modebegriff“ populär aufgetaucht ist, davor, dass das Phänomen der seelischen Widerstandskraft mancher Menschen als Anforderung missbraucht werden kann – oder als Werbeslogan für Seminare oder andere einschlägige Dienstleistungen.

Dass Arbeitgeber oder andere Vorgesetzte (z. B. Eltern) sich wünschen, dass ihre „Untergebenen“ (Kinder) von vornherein alles Widrige aushalten, sie sich deshalb nicht um besondere Achtsamkeit oder seelische Erste Hilfe kümmern müssen, ist aus deren Sicht zwar verständlich … es widerspricht aber deren (gesetzlich verankerten) Fürsorgepflichten.

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