In den 1990er Jahren – Maria Rauch-Kallat war damals Familienministerin – saß ich im Rahmen einer Enquete in der Pause mit den anderen ReferentInnen beim gesponserten Mittagessen (das gab es damals noch), und darunter Ludwig Reiter, der wissenschaftliche Leiter der von mir und dem Diplomsozialarbeiter Werner Neubauer gegründeten Wiener Sexualberatungsstellen, damals führender systemischer Familientherapeut und Dozent am Institut für Psychotherapie der medizinischen Fakultät der Universität Wien, und der sagte, eigentlich sei in der Psychotherapie alles schon erfunden … es gäbe nur mehr „PR-Bezeichnungen“ für angebliche Spezialisierungen, denn mit jeder der über zwanzig in Österreich anerkannten Methoden könne man – mehr oder weniger gut, das hänge von der Therapeuten-Persönlichkeit ab – jede Störung behandeln.
Daran musste ich denken, als ich Robert Menasses Kritik an den ÖVP-Plakaten für die Wien-Wahl am 11. Oktober las. Eigentlich wurde schon lange kein wirklich aussagekräftiges oder „aktivierendes“ Wiener Wahlplakat mehr erfunden.