Das Wort „diabolus“ als einer der Namen für den „Geist, der stets verneint“ (vgl. Mephistopheles – Wikipedia), leitet sich vom griechischen „diaballein“ ab, was – nach emotionaler Steigerung gereiht – „auseinander bringen, trennen, entzweien“, auch „Verwirrung stiften“ bedeutet.
Nur getrennte Ansichten zu haben, heißt noch lange nicht, sich zu entzweien bzw. zu bekämpfen – vorausgesetzt man bleibt dabei sachlich, „vernünftig“, lässt also die Vernunft walten und verzichtet darauf, sich in Affekte hineinzusteigern. „Der Ton macht die Musik“ unkt der Volksmund – zu Recht, denn Stimme macht Stimmung. Psychologische Kriegsführung beginnt daher bei Stimmungsmache – und die kann man gut an der Art von Atmung (z. B. Pfauchen, Schreien – aber auch den „überheb“lichen Ton anschlagen) beobachten: Menschen mit entgegengesetzten Ansichten sollten eingeschüchtert, „klein“ gemacht oder gar vertrieben oder ver“nicht“et werden.
Dass sich beim großen Tabuthema – alles rund um den Tod – noch immer die Geister scheiden, hat sich 2020 am Verfasssungsgerichtshofurteil zur Straffreiheit (und die bedeutet nicht Erlaubnis!) beim assistierten Suizid gezeigt, aber ebenso bei der wieder aufgeflackerten Debatte um die in anderen Ländern laufenden Bemühungen der Straffreiheit von Abtreibung bzw. deren Zurücknahme. Aber während sich hier die jeweiligen persönlichen Positionierungen meist auf intellektuellen Austausch im kleinen Rahmen beschränkten, wuchs sich die latent vorhandene Todesbedrohung durch das Corona-Virus zu einer – wie ich meine: beobachtbar inszenierten – Spaltung der Gesellschaft aus.
Beobachtbar war, welche Politiker mit welchen „Sprechakten“ Feindbilder und Lagerformierungen aufbauten; beobachtbar war, wie versucht wurde, Selbst- wie auch Fremdfürsorglichkeit als Verletzung von „Freiheit“ zu suggerieren, und vor allem, wie und von wem diese Denkmuster in den öffentlichen kommentarlos, in den sozialen Medien unhinterfragt, verbreitet wurden. Auf diese Weise wird aber subtil Lagerdenken gefördert, oft sogar dazu aufgefordert. So habe ich einige Personen aus meiner Facebook-Community entfreundet, weil ich über Messenger trotz ausdrücklicher Grenzziehung immer wieder mit deren unlogischen Ansichten zu den Corona-Bekämpfungsmaßnahmen (sowie dem eigentlich dahinter liegendem Regierungsbashing) belästigt wurde. (Mich erinnert das an die Schulungen, mit denen wir in meiner Zeit als Politaktivistin zu ebensolchen Subliminal-Indoktrinationen aufgefordert wurden. Wohin so etwas führen kann, haben vor allem die 1930er Jahre gezeigt – und genau diese Erfahrungen werden umgedreht und zum Verwirren benützt!)
Was ich daher für die Zukunft als besonders wichtig erachte, ist das Aufdecken der Taktiken und Strategien, wie Feindbilder, vor allem aber Unwahrheiten (Fakes) konstruiert werden. Das sollte sich schon als Unterrichtsprinzip in allen Bildungseinrichtungen durchziehen.
Ich meine, wir alle sollten darauf achten, wenn wir emotional reagieren. Dann ist es höchste Zeit, Wahrheitsbeweise und Quellenangaben einzufordern, um wieder zur Vernunft zurückzukehren. Das wäre auch von den öffentlichen Medien zu fordern – zumindest denen, die sich als Qualitätsmedien bezeichnen. Vor allem auch, um den Trend unter manchen Politikern wie auch Hobby-Meinungsmachern, mittels provokanten „Sagern“ in die Medien zu kommen, Grenzen zu setzen. „Satire“ sollte man den professionellen Kabarettisten überlassen (und auch die lassen oft diese Kunst-Fertigkeit vermissen), vor allem können die sich nicht hinter parlamentarischer Immunität verstecken.
„Diaballein“ wird übrigens auch mit „verleumden“ übersetzt.