Gestern abend beim Jahresempfang der Zeitschrift Die Furche: Eine langjährige Bekannte – Ex-Freundin eines Ex-Freundes von mir – umarmt mich zur Begrüßung. OK – in der Wiener Bussi-Bussi-Gesellschaft üblich wenn auch lästig. Sie ist ein bisschen jünger als ich, ein bisschen kleiner und viel dünner. Wir plaudern. Und schon wieder umarmt sie mich. Ich sage, dass ich das nicht will. Sie versteht die Grenzziehung nicht, fordert eine Erklärung („Rechtfertigung“), gütig wie ich gerne sein mag, gebe ich sie ihr (eigentlich eine Zumutung, „Nein“ allein sollte doch genügen). Einige Sätze weiter tatscht sie mich schon wieder an. Leider muss ich jetzt scharf werden, damit sie die Grenze endlich respektiert. Sie sieht mich unverständig an, hält aber ab dann ihre Hände unter Kontrolle.
„Das sind die Feministinnen“, denke ich insgeheim, „die sich über überGRIFFige Männer empören – und tun doch das das Gleiche!“ In der Proxemik – der Lehre von den Körperdistanzen und diesbezüglichen Umgangsweisen (s. auch mein neues Buch „Aufrichten!“) – wird hinter unerwünschten Berührungen Dominanz und Machtspiel geortet: Wer sich so etwas gefallen lässt, erweist sich damit als unterordnungsbereit. Oder er oder sie stellt verdeckte Spielregeln auf, was richtig ist oder falsch, und richtig gilt dann meist das, was eigenen Bedürfnissen und eigenem Wohlgefallen dient.
Heute bringen die Medien Berichte über einen Verein namens „Original Play“, der in Kindergärten und Schulen „das ursprüngliche Spiel“ anbietet, das „keine Spielregeln, keine Gewinner und keine Verlierer kennt“ in dem fremde (!) Männer (!) mit den Kids am Boden rangeln und herumkugeln (https://orf.at/stories/3141766/). Weiterlesen